BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Karlsruhe, 26.05.2023

 

Aus sechs Seelsorgeeinheiten wird eine Pfarrei

Ekart Kinkel

Katholische Kirche will bei Strukturreform Ehrenamt stärken / Frage nach Namen ist offen

Karlsruhe. Verwaltungsreformen hat der Karlsruher Dekan Hubert Streckert in den vergangenen Jahren schon einige mitgemacht. 2008 wurden die 39 alten Dekanate der Erzdiözese Freiburg zu 26 neuen zusammengefasst, drei Jahre später wurden aus den 350 Seelsorgeeinheiten im Südwesten 224. Nun steht für den katholischen Stadtdekan die nächste Verschlankung der Kirchenverwaltung auf dem Programm. Aus den 224 Seelsorgeeinheiten der Erzdiözese werden 36 Pfarreien.

Für das Dekanat Karlsruhe bedeutet das: Die sechs Seelsorgeeinheiten Hardt, Allerheiligen, Nord-Ost St.-Raphael, Südwest, Alb-Südwest St.-Nikolaus und Durlach-Bergdörfer werden zum 1. Januar 2026 zur neuen Pfarrei Karlsruhe zusammengefasst, die Seelsorgeeinheiten Rheinstetten, Ettlingen-Stadt, Ettlingen-Land, Waldbronn-Karlsbad, Malsch und Marxzell St.-Markus zur neuen Pfarrei Ettlingen. „Hauptsächlich geht es dabei um die Entlastung der Seelsorger“, sagt Streckert. Personalplanung, Finanzen und Immobilienmanagement werden ab 2026 dann zentral von den Pfarreien bearbeitet. „Idealerweise haben die Seelsorger dadurch mehr Zeit für die Menschen in den einzelnen Gemeinden“, so der Dekan weiter. Die 24 Karlsruher Gemeinden sollen zunächst einmal wie bisher bestehen bleiben. In der neuen Karlsruher Pfarrei seien dann auch weiterhin sechs Priester und zahlreiche weitere hauptamtliche Mitarbeiter für die Organisation von Gottesdiensten und Kasualien wie Taufen und Hochzeiten zuständig. „Aber wir wollen auch das Ehrenamt in den einzelnen Gemeinden stärken“, gibt Streckert die Marschrichtung für die kommenden Jahre vor. Das bedeutet: Die einzelnen Gemeinden können und sollen sich noch mehr in den kirchlichen Alltag einbringen als bisher. Streckert hofft dabei durchaus auf positive Effekte. So könnten etwa mehr kreative Angebote für das Miteinander in den einzelnen Gemeinden entstehen. Neues ausprobieren sei dabei durchaus erwünscht, so Streckert. „Wenn die hierarchischen Strukturen weiter weg sind, ist mehr Platz für Anarchie.“ Allein gelassen werden sollen die Ehrenamtlichen vor Ort aber auf keinen Fall, stellt der Dekan klar. Unterstützung durch das Hauptamt sei auch weiterhin garantiert.

Angelaufen ist die von Streckert und Dekanatsreferent Sebastian Swiatkowski organisierte Strukturreform in Karlsruhe gut. Bei der internen Auftaktveranstaltung Ende April waren 220 Leute dabei, rund 90 davon haben sich auch für eine Mitarbeit in den verschiedenen Arbeitsgruppen bereit erklärt. Ein zentraler Baustein der Reform ist für Streckert auch die Optimierung des Immobilienmanagements.

Der neue Verwaltungssitz der Karlsruher Pfarrei wird ab 2026 anstelle des bisherigen Dekanats hinter der Kirche St.Stephan gebaut. „Wie es mit den Immobilien in den einzelnen Gemeinden weitergeht, können wir derzeit noch nicht sagen“, so Streckert. Bei einigen Gemeindehäusern schwebt ihm aber unter dem Schlagwort „Ökumene der Immobilien“ bereits eine gemeinsame Nutzung mit den evangelischen Gemeinden vor, idealerweise mit Räumen für die Jugendlichen aus den einzelnen Stadtteilen.

Bei der Evangelischen Kirche in Karlsruhe ist derzeit ebenfalls ein Reformprozess im Gange. Unter dem Motto „Kirche 2030“ wurden in den vergangenen Monaten unter anderem sämtliche Kirchengebäude in drei Kategorien eingeteilt. Welche Gebäude künftig nicht mehr zentral finanziert werden sollen, wird Ende des Jahres bekannt gegeben, teilt Pressesprecher Markus Mickein von der Evangelischen Kirche in Karlsruhe mit.

Parallel zur Verwaltungsreform möchte Streckert die katholische Kirche in Karlsruhe auch inhaltlich modernisieren. „Wir müssen noch mehr mit den Menschen in Kontakt treten als bisher“, sagt er. „Und dabei auch über die existentiellen Fragen wie die Sinnhaftigkeit des Seins reden.“

Was noch fehlt, ist allerdings ein Name für die neue Pfarrei. Ein Arbeitstitel lautet Fächerpfarrei Karlsruhe, auch noch im Rennen ist St. Stephan. Er habe bereits einen klaren Favoriten, sagt Streckert. Allerdings sei er auch offen für neue Namensvorschläge.