Ampel zeigt Handlungsbedarf
Was der Sparzwang für die evangelischen Kirchengemeinden Linx und Diersheim bedeutet, erfuhren die Mitglieder in einer Versammlung. Besonders bei den Pfarr- und Gemeindehäusern stehen Veränderungen an. VON DIETER HEIDTRheinau-Linx. Die Kirche muss sparen – bei Personal, Gebäudebestand und Verwendung der Finanzen. Dazu hat die Evangelische Landessynode Baden beschlossen, bis 2032 in allen Bereichen 30 Prozent einzusparen. Was das für die Kirche vor Ort bedeutet, erläuterte der für die Region Kehl-Hanauerland zuständige Dekan Oliver Wehrstein am Mittwoch in der Versammlung der Kirchengemeinden Linx und Diersheim.
Kirchenaustritte sind auch hier an der Tagesordnung. In Linx sank die Mitgliederzahl von 632 im Jahr 2020 auf aktuell 610, in Diersheim von 812 auf 765, Honau mit inbegriffen. „Die Austritte sind generationsübergreifend und zumeist ohne Begründung“, bedauerte Pfarrerin Ulla Eichhorn. Dass dies kein hausgemachtes Problem der Kirchengemeinden ist, bestätigte Wehrstein. Was es nun mit dem Strategieprozess auf sich hat, versuchte er im Gespräch mit den Beteiligten zu erörtern. Geplant ist eine neue Organisationsform, in der bisherige Gemeinden als Kooperationsräume zusammengefasst werden.
Nach dem vom Oberkirchenrat vorgestellten Entwurf sollen die Rheinauer mit Scherzheim und Lichtenau einen Kooperationsraum bilden. Da Scherzheim und Lichtenau aber politisch zum Landkreis Rastatt zählen, könnten sie auch einen eigenen Kooperationsraum bilden. Dies wäre laut Eichhorn Wunsch der Rheinauer Kirchengemeinden. Damit wären zwei Pfarrstellen in Freistett und Rheinbischofsheim sowie eine 50-prozentige Diakonstelle für fachliche Beratung und Familienarbeit gesichert. Die jeweiligen Tätigkeiten sollen im Verbund erledigt werden. Da Eichhorn Mitte 2024 in Ruhestand geht, erledigt sich die Personalreduzierung von selbst. Entlassungen soll es nicht geben.
Kompliziert wird es bei den kircheneigenen Gebäuden. Hier wird eine Gebäudeampel eingeführt, die aufzeigt, was im Bestand der Landeskirche bleibt und was verkauft, vermietet oder durch Eigenfinanzierung erhalten werden kann. Grün gelistete Gebäude sollen langfristig gehalten, saniert und von der Landeskirche finanziert werden. Über gelb und rot gelistete Gebäude soll in den kommenden Jahren entschieden werden. Rot gekennzeichnete Gebäude erhalten – laufende Kosten ausgenommen – keine Baumittelförderung mehr.
Die Linxer Kirche kommt gut weg, weil sie von der Pflege Schönau bezuschusst wird. Das Pfarrhaus hingegen wird demnächst vermietet, der Gemeindesaal ist rot gelistet. Nicht so gut sieht es in Diersheim aus. Hier stehen der Gemeindesaal und das ehemalige Pfarrhaus auf der roten Liste. Eichhorn könnte sich vorstellen, das Pfarrhaus zum Verkauf anzubieten, um mit dem Geld das Gemeindehaus langfristig zu erhalten. Die Kirche selbst ist auf absehbare Zeit nicht reparaturbedürftig. In beiden Gemeindehäusern ließe sich auch eine Bürostelle für die Pfarrsekretärin einrichten.
An die politischen Gemeindevertreter richtete Wehrstein das Angebot, die Gemeindehäuser als gemeinsamen Treffpunkt im Dorf einzurichten. Da die Entscheidung den jeweiligen Kirchengemeinden überlassen wird, sind beide Gremien aufgefordert, bald Lösungen zu finden, denn Mitte Juli beschließt der Oberkirchenrat den finalen Entwurf. Bis Mitte September kann Beschwerde eingelegt werden. Die Bezirkssynode wird im Oktober zu diesem finalen Entwurf angehört und im November erfolgt der Beschluss. Zum 1. Januar 2024 sollen die Kooperationsräume in Funktion treten und die Dienstgruppen eingerichtet werden.
Offen ist noch die rechtliche Stellung der Kooperationsräume. Hier wird unter vier Möglichkeiten ein Gemeindeverband oder eine Fusion der betreffenden Kirchengemeinden favorisiert; darüber soll bis 2026 final entschieden werden. Den in der Versammlung erhobene Vorwurf, zu spät und nicht ausreichend informiert worden zu sein, wies Eichhorn zurück. „Ich habe jede mir zugegangene Information direkt den beiden Kirchenratsgremien zukommen lassen.“
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