Kirchengemeinden stehen vor großen Veränderungen
Glauben: Mitgliederschwund zwingt evangelische Gemeinden im Raum Wertheim zu Fusionen - Gemeinsame Versammlung
WERTHEIM-BESTENHEID. Für Wertheims Dekanin Wibke Klomp ist klar: »Fusion, das klingt nicht schön.« Dennoch dürften die Gemeinden das Zeichen der Zeit nicht ignorieren, erklärte Klomp am Mittwochabend in der ersten gemeinsamen Versammlung der evangelischen Kirchengemeinden Wertheims und Waldenhausens. Eine solche Versammlung hatte es zuvor noch nie gegeben - ein Hinweis auf das Ausmaß der bevorstehenden Veränderungen.
Was in etwa bevorsteht, hatten die Katholiken schon vor einigen Jahren grob vorgemacht: Es geht ums Geld, darum, Arbeitskräfte effizienter einzusetzen und auch darum, den teuren Gebäudebestand zu verringern. Bei den Katholiken war die Reform nach Klomps Einschätzung »von oben herab« gekommen. Bei den Protestanten solle es jetzt »von unten nach oben« geschehen. »Wir gestalten selbst«, sagte Klomp.
Klare Ziele sind aber auch den Protestanten vorgegeben. Finanziell geht es darum, 30 Prozent einzusparen. Beim Personal, besonders den ehrenamtlichen Kräften, soll es darum gehen, ausufernde Routinearbeiten so zu verschlanken, dass ihnen in den Gemeinden mehr Zeit für den Kern kirchlichen Tuns bleibt. Einen Termin für die Fusion gibt es auch schon. Zum 1. Januar 2024 soll alles unter Dach und Fach sein - im Rahmen einer Gesellschaft öffentlichen Rechts. »Herausfordernd« und »komplex« sind die beiden Worte, die Dekanin Klomp am Mittwoch am häufigsten verwendete - ganz besonders im Zusammenhang mit der Neuen Mitte auf dem Wartberg. 1,8 Millionen Euro habe die evangelische Kirche dort bislang eingebracht, und die finanziellen Verhandlungen mit den Katholiken seien »ausgesprochen hart« gewesen. Neben der enormen Investition in die Neue Soziale Mitte stünden künftig monatliche Unterhaltskosten von aktuell 4000 Euro, die irgendwo herkommen müssten.
Insgesamt hat die evangelische Kirche rund um Wertheim gut 30 weitere Gebäude in der finanziellen Verantwortung. Absolut unantastbar seien dabei lediglich die Stiftskirche und die besonderen Kirchen in Eichel und Waldenhausen. Der Oberkirchenrat finanziere künftig aber nur noch elf der Gebäude vollständig. Andere, darunter auch Pfarr- und Gemeindehäuser, erhalten nur noch bedingt Unterstützung, sodass die Lasten für die Gemeinden vor Ort wüchsen. Das zwinge zum Handeln.
Michaelskirche verkaufen
Konkret wolle man sich man sich derzeit von der Michaelskirche im Stadtteil Reinhardshof trennen, verhandele mit der Diakonie über den Verkauf. Das Gemeindehaus im Hofgarten wolle man »nur noch abwohnen«, die Marienkapelle »ruhen lassen«.
Hand anzulegen gelte es auch an immer komplexere Organisationsstrukturen, die vielfach parallel liefen. »Die Strukturen sind riesig geworden, wir sind absorbiert von dem Ganzen. Wir müssen schauen, dass das Schiff manövrierbar wird«, sagte Klomp. Das klingt nach einschneidenden Veränderungen: »Früher war alles besser? Stimmt, aber wir können nicht stehenbleiben.« Ge
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