Schwetzinger Zeitung, 11.04.2023

 

Lichterglanz erhellt das Gotteshaus

Katholische Kirchengemeinde: Mit dem Osterfeuer, das hoffnungsvoll in die Welt blicken lässt, beginnen die Feierlichkeiten zur Auferstehung Jesu

Von Katrin Dietrich

Reilingen. „Halleluja, Jesus lebt“, die erlösende Nachricht des Osterfestes. Jesus ist für die Menschen am Karfreitag gestorben und am Ostersonntag auferstanden. Diese Auferstehung wurde in Reilingen am Sonntagmorgen um 6 Uhr mit einem Osterfeuer gefeiert. Im noch dunklen Morgengrauen fanden sich viele Gläubige am wärmenden Feuer direkt vor der Kirche ein. Ein Feuer, das wieder Licht in die Dunkelheit der vergangenen Tage brachte.

Entzündet wurde es mit den vielen Zetteln, die über die Fastenzeit in die Klagemauer in der katholischen Kirche gesteckt wurden. Sorgen, Ängste, Wünsche und auch Hoffnungen haben die Menschen sich vom Herzen geschrieben und mit dem Osterfeuer wurde all das nach oben in den Himmel getragen.

Wärme in den Herzen

Die Hoffnung soll ab nun, genau wie das Feuer, wieder Licht und Wärme in die Herzen der Menschen bringen und auch wieder hoffnungsvoll in die Welt und auf das eigene Leben blicken lassen. Somit wird nicht nur die Auferstehung Jesu, sondern auch die eigene Auferstehung gefeiert.

Gemeindereferent Thorsten Gut segnete das Feuer und die neue Osterkerze, welche dann unter den Blicken der vielen Gläubigen an den Flammen des Osterfeuers entzündet wurde. Mit dem Licht der Kerze und dem Gesang „Lumen Christi“ zog Thorsten Gut mit den Ministrantinnen dann in die dunkle Kirche ein. Die Gemeinde antwortet ihm mit „Deo gratias“.

Nach und nach entzündeten alle Menschen ihre kleinen Auferstehungslichter an der Osterkerze und die Kirche erhielt einen feierlichen Lichterglanz. Weiter erklangen Gesänge und Schriftlesungen. Dann erhellte sich die Kirche, denn mit der Auferstehung Jesus hat das Osterfest seinen Höhepunkt erreicht.

Doch Ostern ist nicht nur einfach ein Fest, es ist auch etwas, das tief in den Herzen und Seelen der Christen zu spüren ist. So berichtete Thorsten Gut, dass ihn das Osterevangelium in diesem Jahr persönlich sehr aufgewühlt habe und ließ die Besucher der Auferstehungsfeier an seinen Gedanken teilhaben. Er sprach von den zwei Frauen, die sich auf den Weg machten, voll Trauer und ohne Hoffnung. Die innehielten, voll Furcht und erstaunen. Deren Seelen berührt wurden und sie sich voll Freude und Hoffnung auf den Weg nach Galiläa machten.

Nachdenklich stimmende Worte

Sein Galiläa liege hier, sprach er. In jedem Atemzug, in jeder Berührung und in jeder Begegnung. „Galiläa liegt mitten im mir, in meiner Seele, dem Ort wo Gottes Gegenwart lebendig ist, in meinem Herzen das ausruft: „Jesus lebt und mit ihm auch ich“. Ich sehen zwei Frauen, die sich auf den Weg machen, voll Freude und Hoffnung, und ich bin dabei“. Mit dieser Meditation gab der Gemeindereferent den Besuchern Gedanken mit auf den Weg, die sie gewiss noch lange nach den Osterfeiertagen begleiten werden.

Am Ostermontag feierte Pfarrer Christian Müller mit der Gemeinde den Festgottesdienst, der vom Kirchenchor und Diakon Robert Mook mitgestaltet wurde. Zu Gast war hier auch Ute Hoffmann von der evangelischen Kirchengemeinde, die den katholischen Brüdern und Schwestern eine Osterkerze überreichte. Es ist ein langer Brauch in Reilingen, dass als sichtbares Zeichen der Ökumene die beiden Kirchengemeinden sich gegenseitig eine Osterkerze überreichen.

Kerze als Zeichen der Ökumene

Auf der Kerze, die Ute Hoffmann überreichte, ist eine Taube mit einem Olivenzweig im Schnabel zu sehen. Dazu ein kreisförmiger Regenbogen und ein goldenes Herz. Somit symbolisiert die Kerze Frieden und Hoffnung, den Heiligen Geist, die Verschiedenheit der Menschen und das Zusammenstehen der Konfessionen in Reilingen. Als sichtbraches Zeichen zündeten Ute Hoffmann und Pfarrer Müller die Kerze dann auch gemeinsam an.

Am Sonntag überreichte Silvia Kief von der katholischen Gemeinde Pfarrerin Eva Leonhardt im Gottesdienst ebenfalls eine Kerze aus katholischer Hand. Diese wurde von Gemeindereferent Thorsten Gut gestaltet und symbolisiert den zerrissenen Vorhang, der den Blick auf das Allerheiligste frei gibt. Eine weitere Verbundenheit zeigte sich darin, dass in beiden Kirchen am Sonntag das Emmaus-Evangelium gelesen wurde. Pfarrer Müller fasste dazu seine Gedanken in der Predigt zusammen und sprach von den vielen Begegnungen mit Jesus und auch mit Gott, die die Menschen im Alltag erfahren könnten und oft erst viel später erkennen und verstehen würden. Dazu sagte er auch, dass es wichtig sei, dass man auf seinen Wegen stets in guter und hoffnungsvoller Begleitung sei. Und auf diesen Wegen auch immer wieder den auferstanden Jesus erkennen würde.