BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN - Brettener Nachrichten, 11.04.2023

 

Glaubensimpulse am wärmenden Feuer

Zahlreiche Christen aus unterschiedlichen Gemeinden treffen sich am Karsamstag zum Osterfeuer Nina Tossenberger

Bretten. Die Ostereiersuche und der Osterzopf gehören für viele Christinnen und Christen zum Osterfest dazu. Doch bevor die Auferstehung Jesu mit allen neuen und alten Traditionen gefeiert wird, darf an vielen Orten ein besonderer alter Brauch nicht fehlen: das Osterfeuer an Karsamstag. Davon ist die Vorsitzende des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM), Tabea Völker, überzeugt.

Im Feuer werde Christus als Licht der Welt versinnbildlicht. Es stimme auf den Tag der Auferstehung ein und leite von der Trauer in die Freude. „Warum ist diese Nacht ganz anders als die anderen Nächte?“, fragt traditionell das jüngste Kirchenmitglied den Pfarrer. Dass diese Nacht anders ist, zeigte sich an den vielerorts gut gefüllten Gotteshäusern, die sonst eher spärlich besucht sind.

Im Brettener Stadtteil Diedelsheim kamen viele Gläubige zusammen, um sich auf Ostern einzustimmen. „Für mich ist Ostern das wichtigste Fest, das ich in dieser schönen Gemeinschaft feiern möchte“, betonte Linus Posselt. Der CVJM machte sich gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde aus Diedelsheim Gedanken darüber, wie eine Osternacht-Andacht ansprechend gestaltet werden könne. Oberhalb der Diedelsheimer Kirche loderte das Osterfeuer. „An diesem höher gelegenen Platz ist Gott ziemlich nahe“, versicherte die Vorsitzende des CVJM. In der Schale stapelten sich Holzscheite und es breitete sich Lagerfeuer-Atmosphäre aus. Rings um das Feuer versammelten sich junge und alte Gläubige aus nah und fern, um in der Gemeinschaft zu singen, zu beten und sich auf die kommenden Tage einzustimmen. Mit so vielen Besuchenden hatte auch Pfarrerin Annemarie Czetsch nicht gerechnet. Die Liedblätter und auch die Kerzen reichten nicht für jeden.

„Alle Konfessionen kommen an diesem Abend zusammen, denn wir feiern als Christen gemeinsam“, sagte Völker. Den sinkenden Temperaturen wirken die warmen Klänge von Gitarre, Cajon, Keyboard und der Gesang entgegen. „Im letzten Jahr habe ich noch alleine gesungen, doch in unserer Jugendgruppe sind sehr viele musikalisch“, sagte die 26-jährige. Martina Schmidt ist von der Atmosphäre begeistert: „Ich war noch nie bei einem Osterfeuer dabei und war sehr gespannt.“

Kirchengemeinderätin Angelika Ramöller lud alle dazu ein, Belastendes auf einen Zettel zu schreiben und ins Feuer zu werfen. Viele Kinder und Erwachsene taten dies und erlebten eine Entlastung, eigene Fehler einzugestehen und diese Gott zu übergeben.

„Ich bin selbst Mitglied und die Gemeinschaft ist einfach besonders. Viele Freunde, die nicht mehr hier wohnen, kommen zu dieser Feier“, berichtete Jonathan Böckle. „Sehr viele Helferinnen und Helfer haben sich gefunden, und so haben wir Tee und Snacks organisiert“, freute sich Völker.

Nach dem Gottesdienst findet das Fastenbrechen für viele Gläubige statt. Auch Linus Posselt hatte in den vergangenen 40 Tagen auf Alkohol verzichtet und freut sich nach der Andacht auf die traditionellen Osterspeisen.