epd Landesdienste, 10.04.2023

 

Ostermarschierer sehen Friedensbewegung gestärkt - Zulauf an Rhein und Ruhr

Frankfurt a.M./Düsseldorf (epd). An den Ostermärschen der Friedensbewegung haben sich in den vergangenen Tagen Tausende Menschen beteiligt. Im Zentrum der Kundgebungen in ganz Deutschland stand der Ukraine-Krieg. Die Veranstalter sprachen von mehr als 120 Aktionen, darunter Friedensgottesdienste und Fahrraddemos, wie eine Tour von Essen nach Bochum am Ostersonntag. «Die Friedensbewegung sieht sich durch die diesjährigen Ostermarsch-Aktionen gestärkt», hieß in einer am Montag verbreiteten Abschlusserklärung. Die Beteiligung habe über der des vergangenen Jahres gelegen. Allein am Samstag, dem Schwerpunkttag der Friedensproteste, waren Menschen in rund 70 Städten auf die Straße gegangen.

Beim dreitägigen Ostermarsch Rhein-Ruhr, der am Ostermontag in Dortmund endete, versammelten sich am Samstag allein in Duisburg etwa 300 und in Köln rund 500 Menschen. Für Sonntag hatten die Organisatoren des regionalen Ostermarschs Rhein-Ruhr zur Fahrradetappe aufgerufen. Rund 350 Menschen nahmen zu Fuß oder per Rad an der Tour von Essen über Gelsenkirchen, Wattenscheid und Herne bis nach Bochum teil, sagte Organisator Joachim Schramm dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Ostermontag endete der Ostermarsch Rhein-Ruhr in Dortmund mit rund 400 Teilnehmern.

Schramm zog insgesamt eine positive Bilanz für die drei regionalen Veranstaltungstage an Rhein und Ruhr. Mit insgesamt bis zu rund 3.000 Teilnehmern hätten in diesem Jahr mehr Menschen als im vergangenen Jahr gewonnen werden können. Das sei positiv, vor allem angesichts der Kritik an der Friedensbewegung vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine, sagte er. Auch inhaltlich hätten die «Ostermarschierer» in NRW ihre Anliegen deutlich vorbringen können und Forderungen nach einem Stopp der Waffenlieferungen an die Ukraine und für Friedensverhandlungen bekräftigt. Auch sei am Ostermontag Kritik geübt worden an der unterschiedlichen Behandlung in Deutschland von Kriegsflüchtlingen aus unterschiedlichen Herkunftsländern.

Auch die Informationsstelle Ostermarsch erklärte, trotz aggressiver Diffamierungen habe die Friedensbewegung bei Teilnehmer mobilisiert als im vergangenen Jahr. Dies sei bemerkenswert: «Die Ostermarschierer haben sich nicht durch medial aufgeblähte Abgrenzungsdebatten ablenken lassen und sind eindeutig gegen die fortschreitende Militarisierung und Kriegspropaganda aufgetreten.»

Bundesweit forderten Redner auf Kundgebungen vielfach einen Stopp der deutschen Waffenlieferungen, ein Ende der Kämpfe und sofortige Verhandlungen. In Hannover sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, am Samstag: «Wir wollen nicht, dass die Eskalation weitergetrieben wird und noch mehr Waffen in das Kriegsgebiet geliefert werden.» Mit den Waffenlieferungen werde Deutschland mitverantwortlich für all die Toten, sagte die frühere hannoversche Landesbischöfin.

Der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im Bundestag, Thorsten Frei (CDU), warf den Ostermarschierern Blauäugigkeit vor. Solange es Menschen wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebe, die statt auf die Stärke des Rechts eher auf das Recht des Stärkeren setzten, müsse man bereit sein, die freiheitliche Demokratie auch zu verteidigen, sagte er der «Bild am Sonntag».

Die FDP-Verteidigungsexpertin Strack-Zimmermann warnte davor, bei den Demonstrationen Positionen Russlands zu vertreten. «Es ist lauter für den Frieden auf die Straße zu gehen», sagte sie der Zeitung: «Die Demonstranten sollten nur nicht den Adressaten ihres Protests verwechseln.» Wer sich gegen das Opfer artikuliere, mache sich zum «Helfershelfer des Unrechts».

Die amtierende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus entgegnete, der Ruf nach Verhandlungen dürfe nicht als naiv abgetan werden. Menschen, die zu Ostern für den Frieden auf die Straße gingen, wollten keinen Krieg gewinnen, sondern den Frieden. «Ohne Gespräche, ohne Verhandlungen kann kein Friede werden», sagte die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Westfalen der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Samstag).

Angelika Claußen, Vorsitzende der Deutschen Sektion der internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkriegs (IPPNW) forderte in Bielefeld die atomare Abrüstung aller Atomwaffenstaaten und diplomatische Anstrengungen für Waffenstillstand und Frieden. Auch der Bundesvorsitzende der katholischen Friedensbewegung pax christi, Gerold König, sagte in Köln: «Ein 'weiter so' und immer mehr Waffen werden diesen Krieg, wie alle anderen Kriege auch, nicht beenden.» Es brauche «einen Waffenstillstand und parallel dazu eine diplomatische Initiative für anschließende Friedensverhandlungen».