Missbrauch: Bischöfin für Umdenken
Kirche Badische Landesbischöfin Heike Springhart: Müssen mehr auf Betroffene achten statt auf die Institution.
lswKarlsruhe. In der Debatte um sexualisierte Gewalt in der Kirche wirbt die Landesbischöfin der evangelischen Landeskirche in Baden dafür, mehr auf die Betroffenen zu achten. „Es kann nicht darum gehen, die Institution Kirche zu schützen“, sagte Heike Springhart in Karlsruhe. „Entscheidend ist jeder einzelne Mensch, dem sexualisierte Gewalt angetan wurde. Sie tragen ihr Leben lang eine Wunde mit sich.“ Das Mindeste sei, dass die Menschen das Gefühl bekämen, gehört zu werden. „Wir brauchen eine Haltungsänderung“, appellierte die 48-Jährige.
Der Umgang mit Schuld, Vergebung und Wunden sei Thema der Karwoche, sagte Springhart. „Aber niemand kann fordern, dass Betroffene vergeben.“ Richtig sei, dass die Öffentlichkeit oder zum Beispiel die Unabhängige Beauftragte des Bundes für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs auf die Kirche blicke. Kirche wiederum müsse auf die Betroffenen gucken, ihnen zuhören, sie ernstnehmen. Nur so könnten sie – wenn überhaupt – Gerechtigkeit erfahren.
In der evangelischen Landeskirche und der Diakonie in Baden sind 92 Fälle bekannt, manche im Bereich von Kinderheimen. „Wir rechnen damit, dass es mehr sind“, sagte die Landesbischöfin. Die Frage sei, wie viele ans Licht kommen. Die Zahlen sind deutlich niedriger als in der katholischen Kirche. Dort läuft die Aufarbeitung der Missbrauchsskandale aber schon länger. ⇥dpa