Jetzt geht’s los mit dem Gemeindehaus
Auf den Schüttresten entsteht etwas Neues 2,2 Millionen Euro Kosten und ein Jahr BauzeitVON HOLLE RAUSER SINGEN.REDAKTION@SUEDKURIER.DE
Engen – Das Osterfest steht für die Überwindung des Todes und den Neubeginn. Aufbruchstimmung lag jetzt auch in der Luft, als der Spatenstich für das neue evangelische Gemeindehaus stattfand – und das aus mehreren Gründen: Der Neubau wird auf den wenigen Schuttresten des alten Gemeindehauses emporwachsen und es ist für die Kirchengemeinde ein Projekt, auf das lange hingearbeitet wurde und in dessen Planungszeit auch Rückschritte hingenommen werden mussten.
Conny Hoffmann vom Kirchengemeinderat dankte der Stadt Engen für die „großzügige finanzielle Unterstützung“, sowie allen Mitarbeitern der Kirchengemeinde und den Spendern. „Wir haben dann die große Aufgabe vor uns, dieses neue Haus wieder mit Leben zu füllen“, so Hoffmann. Dekan Markus Weimer schloss sich den Dankesworten vonseiten des Bezirks an. „Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist“, zitierte er Dietrich Bonhoeffer. „Die Engener Gemeinde teilt diese Vision, sie möchte diese Räumlichkeiten nutzen, um Angebote für die Menschen zu machen, damit diese die Möglichkeit haben, Gottes Gegenwart zu erleben“, so Weimer. „Mit ihrem Mut, an diesem Standort kräftig zu investieren, schaffen sie eine neue soziale Begegnungsstätte für viele Menschen in zentraler Lage. Solche Orte sind in den heutigen unruhigen und beängstigenden Zeiten wichtiger denn je“, hob Bürgermeisterstellvertreter Bernhard Maier hervor. Daher hätten Stadt und Gemeinderat dieses Vorhaben auch unterstützt.
Lange Planungen gingen dem Neubau voraus. „Schon unter meinem Vorgänger wurde darüber nachgedacht“, so Pfarrer Michael Wurster, der seit 2010 in Engen tätig ist, im Gespräch mit dieser Zeitung. Das alte Gemeindehaus wurde 1960 errichtet. „Damals gab es Begriffe wie Barrierefreiheit oder nachhaltiges Bauen noch nicht“, so Wurster. Die Eingangstreppe, Toiletten im Untergeschoss, aber auch der allgemeine Zustand der Bausubstanz – Schimmel – hatte die Kirchengemeinde bald von einer Sanierung abkommen lassen. 2015 bis 2017 wurden daher Planungen zu einem Neubau gestartet. Zuvor, so die Auflage der Evangelischen Landeskirche, sollte aber das alte Pfarrhaus verkauft werden. „Das hat über zwei Jahre gedauert“, so Wurster. Eine Neuberechnung des Architekten brachte eine böse Überraschung: Der Bau sollte doppelt so teuer werden. Und dann kam auch noch die Corona-Pandemie dazu.
Mit einem anderen Architekten wurde erneut geplant: Für nun 2,2 Millionen Euro soll das Gemeindehaus in energetischer Holzbauweise barrierefrei und mit flexiblen Wänden für eine multifunktionelle Nutzung entstehen. „Lange Zeit fühlte es sich so an, als wären alle Hoffnungen schmerzhaft gebremst worden. Heute aber ist der Tag, an dem deutlich wird, dass der Traum vom Gemeindehaus nicht länger ein Traum ist, sondern dass es wirklich losgeht“, umschrieb es Weimer beim Spatenstich. Ungefähr ein Jahr soll die Bauzeit laut Pfarrer Wurster gehen. In der Zwischenzeit kommen die Gemeindemitglieder, die Jugendgruppe und die Kantorei bei ihren Zusammenkünften an unterschiedlichen Orten unter.
Neubau gegen den Trend
Das Projekt ist laut Dekan Markus Weimer außergewöhnlich, denn ein Neubau sei bei der evangelischen Kirche in Baden nicht vorgesehen. „Alle Landeskirchen sind einem sehr herausfordernden Prozess unterworfen“, sagte Weimer. „Es geht um Rückbau, nicht Neubau, es geht darum, Gebäude und Personal zu reduzieren um die Weniger-Einnahmen zu kompensieren und aus dieser Situation heraus ist es fast eine paradoxe Intervention, fast widersinnig, dass wir hier bauen“. Der Neubau ist mit etwa 2,2 Millionen Euro Baukosten veranschlagt.
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