Kirche soll sich von Gebäuden trennen
Zwei Kirchen und zwei Gemeindehäuser unterhält die Kirchengemeinde Binzen-Rümmingen. Bei der jüngsten Gemeindeversammlung wurde klar, dass die Zahl der Gebäude sich verringern wird. Efringen-Kichen wartet ab.
Binzen-Rümmingen / Efringen-KiRchen Wie soll die Kirche der Zukunft aussehen? Was von dem, das die Mitglieder bisher als selbstverständlich ansehen, wird es in wenigen Jahren noch geben? – All das sind Fragen, die die evangelischen, aber auch katholischen Christen derzeit stark beschäftigen. Hatte der evangelische Bezirkskirchenrat erst vor wenigen Wochen Pflöcke bezüglich der Personalpolitik eingeschlagen und dabei festgezurrt, dass sich die bisher selbständigen Kirchengemeinden zu Kooperationsräumen zusammen schließen, die dann von wenigen Pfarrern – möglicherweise mit jeweils speziellen Aufgaben – betreut werden, standen bei der jüngsten Gemeindeversammlung in Binzen die Kirchenräume im Blickpunkt.
Der Bezirkskirchenrat hat eine Vorstellung von dem entwickelt, was an Räumen gebraucht und was vor allem auch als finanzierbar angesehen wird. Immer wieder machten die Vorsitzende des Kirchengemeinderats Binzen-Rümmingen, Silvia Krebs, und Christoph Zacheus-Hufeisen, der als Vertreter der Dekanin maßgeblich an dem Papier mitgewirkt hat, dabei deutlich, dass es sich zunächst um eine Diskussionsgrundlage handele. Festgeschrieben sei noch gar nichts. Die Aufgabe der Kirchengemeinderäte sei es vielmehr, diese Vorschläge auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen und gegebenenfalls Alternativen vorzuschlagen. Unter anderem geht es dabei um die Frage, was man als Kristallisationspunkt der Gemeindearbeit betrachtet, die Kirchen oder die Gemeindesäle als Versammlungsorte.
Während bei letzteren eine Zusammenarbeit mit der politischen Gemeinde oder auch mit Vereinen denkbar erscheint, etwa in dem man sich Räume teilt, stellen die Kirchen für andere quasi ein Alleinstellungsmerkmal des christlichen Glaubens dar, das wenig andere Funktionen aufnehmen könne.
Um den Kirchenmitgliedern die Problematik vor Augen zu führen, hat der Bezirkskirchenrat eine „Gebäudeampel“ aufgestellt – je nachdem, wie es um die Finanzierung steht. Erfreuliche Nachricht für die Kirchengemeinde Binzen-Rümmingen: Die Kirche in Rümmingen befindet sich zu 70 Prozent in der Trägerschaft des Staates, was bedeutet, dass ihr Unterhalt die Kirche selbst eher gering belastet. Im Farbenspiel der Gebäudeampel ist das ein helles Grün.
Wie mit den Gemeindehäusern und der Binzener Kirche umgegangen wird, soll nun mit allen Ebenen, in und außerhalb der Kirchengemeinde diskutiert werden, kündigt Silvia Krebs an. Ganz trennen, so der Tenor der Versammlung zu der sowohl die beiden Bürgermeister wie auch viele Gemeinderäte gekommen waren, wolle man sich von den Räumen nicht.
Einen anderen Weg beschreitet man in Efringen-Kirchen. Pfarrerin Bertina Müller, die die derzeit vakante Pfarrstelle betreut, ist sich mit den Mitgliedern des Kirchengemeinderats einig, dass man zunächst die Themen intern diskutieren werde und dabei auch Gegenvorschläge erarbeiten wolle. Erst wenn die Kirchengemeinderäte selbst eine Vorstellung davon haben, wie es in der Doppelgemeinde weitergehen könnte, werde man auch die Mitglieder in einer Gemeindeversammlung informieren. Vorher, so Müller, mache es wenig Sinn, sie mit den sehr vagen Vorstellungen zu konfrontieren.
Mit dieser Einschätzung ist Müller nicht alleine. Das Vorgehen wurde von der Mehrzahl der Kirchengemeinde eingeschlagen. Die Gemeinde Binzen-Rümmingen gehört dabei zu den Ausnahmen, die schon früh die Gemeindemitglieder in den Prozess mit eingebunden haben.
Egal wie, die Kirchengemeinden müssen sich recht bald entscheiden. Bis zum 8. Mai sollen die klaren Voten, mit oder ohne Gegenvorschläge, in Lörrach beim Dekanat vorliegen. Dort werde man die Ideen aufeinander abstimmen, um bis zum Herbst eine für die gesamten Kooperationsräume ausgewogenen Lösung zu erreichen.