Fränkische Nachrichten Buchen/Walldürn, 30.03.2023

 

Umgestaltungen auf der Zielgeraden

Kindergarten Hirschlanden: Durch eine hohe Fördersumme wurde das „Natur-Tierpädagogische Konzept“ auf ganz neue Beine gestellt. Hängeweide gepflanzt

Von Nicola Beier

Hirschlanden. In den vergangenen Wochen und Monaten wurde rund um den Kindergarten „Unterm Regenbogen“ in Hirschlanden fleißig gearbeitet. Die Betreuungseinrichtung ist in der Region und ganz Baden-Württemberg etwas Besonderes: Es ist der einzige Kindergarten, der das Konzept der „Tiergestützten Pädagogik“ anbietet, um Kinder in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Das gilt jedoch nicht nur für verhaltensauffällige Kinder, jedes Kind darf nach Hirschlanden kommen – sofern ein Platz im eingruppigen Kindergarten frei ist. „Wir wollen jedes Kind da abholen, wo es steht und es in seiner Entwicklung fördern“, erklärt Kindergartenleiterin Jennifer Moser.

Neben den Fischen im Aquarium gibt es nämlich noch drei weitere „Mitbewohner“: Die Zwergziegen Bluna, Lina und Laura haben ihr Gehege auf dem Grundstück des Kindergartens. Sie sind „Co-Erzieherinnen“, wie Moser erklärt. Der Umgang mit den Tieren hat einen positiven Effekt auf die soziale, kognitive und motorische Entwicklung der Kinder. Sie lernen Verantwortung zu übernehmen, Arbeiten wie Futter holen stärke die motorischen Fähigkeiten und der Aufenthalt im Freien unterstütze das Immunsystem und sorge für mehr Bewegung, sagt Moser.

Konzept seit 2013

Sie brachte das Konzept 2013 mit nach Hirschlanden. Damals stand der Kindergarten vor der Schließung, weil sich immer weniger Kinder anmeldeten. Durch das „Natur-Tierpädagogische Konzept“ hob sich die Einrichtung jedoch von umliegenden Kitas ab und die Anmeldezahlen nahmen wieder zu.

Für Ziegen hat sie sich entschieden, da diese nicht Teil der Gruppe sind und so nicht permanent – wie beispielsweise ein Hund – den Kindern ausgesetzt seien. Außerdem könnten so auch Kinder nach Hirschlanden kommen, die beispielsweise eine Allergie haben.

Vor zwei Jahren gewann das Kindergartenprojekt „Tierpädagogik verbindet Groß und Klein“ in Hirschlanden einen Landes-Wettbewerb und erhielt eine hundertprozentige Förderzusage in Höhe von 215 000 Euro. Das Geld sollte dazu genutzt werden, den Ziegenstall neu zu bauen und das Gehege umzugestalten. Als das Projekt 2013 nämlich in die Tat umgesetzt wurde, war viel Eigeninitiative und ehrenamtliche Arbeit angesagt, weil das Budget zu Beginn sehr klein war: Mit der Hilfe der Dorfbewohner und Eltern, die das Konzept sofort unterstützten, wie sich Moser erinnert, wurden ein kleiner Stall und ein Gehege errichtet. Außerdem brauchte man eine Person, die sich auch während der Ferien und am Wochenende um die Tiere kümmere. Doch kein Problem für die Hirschlandener Bürger, denn im Mehrgenerationendorf unterstützt man sich gegenseitig.

Mit der Förderung sollte sich also nun im Außenbereich des Kindergartens einiges ändern. Die Arbeiten für den Ziegenstall mit begrüntem Pultdach aus Robinienholz, den Holzzaun mit Fenstern ins Gehege und für mehrere Balancier- und Sitzmöglichkeiten für Tiere und Kinder begannen im Frühjahr 2021, blickt Dekan Rüdiger Krauth zurück. Nun, rund ein Jahr später, hat die Firma Miller Spielgeräte die Arbeiten fast beendet. Der neue Stall verfügt über eine erhöhte Liegefläche für die Tiere, außerdem ist eine Abstellkammer für Futter angegliedert – etwas, was es zuvor noch nicht gab. Hinter dem Kindergarten gibt es ein zweites kleineres Gehege mit einem weiteren kleinen Stall, damit es möglich ist, ein krankes Tier zu separieren. Vor dem Gehege wurde außerdem ein großer Pavillon mit Sitzgelegenheiten aufgebaut, der sich ganz in das Konzept des Mehrgenerationendorfs einfügt: Wenn die Eltern oder Großeltern ihre Kinder abholen, können sie dort warten und sich unterhalten. Auch bei Feierlichkeiten oder einfach in der Freizeit können sich Menschen dort treffen.

Traum geht in Erfüllung

„Jetzt sind wir da, wovon wir geträumt haben“, sagt Dekan Krauth erfreut. Zur Feier des großen Fortschritts sollte am Mittwochnachmittag eine Hängeweide im Gehege gepflanzt werden, die den Tieren und Kindern neben den neuen Sonnensegeln genug Schatten spenden werde. Die offizielle Einweihung – wenn wirklich alles fertig ist – findet dann im Juni statt. „Wir haben uns für einen Baum entschieden, weil er ein christliches Symbol ist und eine Weide sollte es werden, weil sie schöne Geräusche macht, wenn der Wind durch die Äste weht. Außerdem werden die Kinder viel Spaß haben, an den Ästen hin und her zu schwingen“, erklärt Moser.

Bürgermeister Ralph Matousek war ebenfalls zur Baumpflanzung gekommen und fügte an, dass er ebenso das Wachstum der Kinder symbolisiere, die täglich zum Kindergarten „Unterm Regenbogen“ kämen. „Ich bin stolz, dass es so ein Projekt gibt“, sagt er mit Blick auf die Tierpädagogik. „Das stärkt den Kindergarten in Hirschlanden.“ Nun hoffe er, dass die neue Ausstattung von den Kleinen genutzt werde und sie die Einrichtung dadurch mit Leben erfüllen. „Das macht den Kindergarten zu etwas ganz Besonderem.“