mannheimer-morgen.de, 20.03.2023

 

Wie ehrenamtliche Helfer die Kirche auf der Mannheimer Buga aufbauen

10 000 bunte Bänder sollen für Schatten sorgen aus der aus Holz in Form einer Kathedrale gebauten Kirche auf dem Buga-Gelände Spinelli

Mannheim. Zerschnittene Fahnen flattern im Wind, dazu bunte Banner in ebenso schmale Bänder geschnitten. Sie sollen Schatten spenden für die Besucher der „Kirche auf der Buga“, die jetzt weitgehend fertiggestellt ist. Ehrenamtliche Helfer haben das ganze Wochenende über auf dem Spinelli-Gelände der Bundesgartenschau die letzten Arbeiten erledigt, tausende kleiner Schattenspender aufgehängt und Stühle lackiert.

„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt“ zitiert Pfarrerin Nina Roller den passenden Psalm 91, der dürfe voller Zuversicht hoffen und „Zuflucht haben unter seinen Flügeln“. Aber sie denkt ebenso an ganz praktische Dinge. „Wir haben auch Sonnencreme“, ruft die Pfarrerin und hebt eine weiße Tube hoch. Denn der Himmel lacht so stark über diese Aktion, dass er viele Sonnenstrahlen schickt, während die Ehrenamtlichen immer in Zwei-Stunden-Schichten zu jeweils etwa zehn Leuten arbeiten.

„Möglichmacher“ nennen sie sich, „Möglichkeitsgarten“ nennen die Kirchen ihr ökumenisches Angebot während der 178 Tage. Immer sonntags um 12 Uhr ist ein Gottesdienst, täglich um 12 Uhr mittags eine Andacht und um 17 Uhr das Angebot „Singen & Sagen“ geplant. 105 ehrenamtliche Helfer gestalten das mit. David Graffeo ist der Jüngste, gerade 15 Jahre alt geworden und im Vorjahr konfirmiert worden. Als den Konfirmanden angeboten wurde, bei der Bundesgartenschau mitzumachen, meldete er sich. „Ich dachte mir, das macht bestimmt Spaß“, sagt er. Jetzt steht er oben auf einem Gerüst, heftet bunte Bänder fest und bestätigt: Ja, es macht viel Spaß.

Damit er und viele andere Helfer die flatternden Bänder aufhängen können, wurden 300 Fahnen des Katholikentags in Stuttgart zerschnitten, erzählt die katholische Gemeindereferentin Barbara Kraus, die mit Nina Roller das ökumenische Angebot leitet. Außer den Fahnen werden auch alte Werbebanner, von der Kirche ebenso wie vom Nationaltheater oder dem Technoseum zur Verfügung gestellt, verwendet. Behindertenwerkstätten haben geholfen, sie zu zerschneiden, berichtet Barbara Kraus. Etwa 10 000 Fahnen- und Bannerstreifen seien geschnitten worden, „und die werden wir wohl auch brauchen“, sagt sie. Sie sollen im Kirchenschiff wie auch im Kreuzgang der nach dem Entwurf von Bühnenbildnerin Anna Kirsch in Form einer Kathedrale angelegten „Kirche auf der Buga“ Schatten spenden und bunte Akzente setzen.

„Und sieht das nicht super aus?“, ist Uli Ziegler zufrieden mit dem, was sie und die vielen anderen Ehrenamtlichen da geschaffen haben. „Eine wichtige Sache“ sei die Kirchen-Präsenz auf der Buga, und da habe sie sich gerne beteiligen wollen. „Das Ergebnis gibt uns recht“, sagt sie inmitten von vielen bunten Bändern, die sie angebracht hat.

„Christ ist Christ“

Als „Buga-Fan“ stellt sich Gitta Korrell vor, aktiv in der Kirchengemeinde St. Leon-Rot und Lehrerin am Bach-Gymnasium. „Total spannend“ findet sie die Bundesgartenschau, und da sie schon immer gerne auch mit den Händen gearbeitet habe, kommt sie sogar aus St. leon-Rot aufs Spinelli-Gelände, um hier zu helfen: „Die Zusammenarbeit mit dem Team ist bereichernd - und es ist doch einfach etwas Schönes, zu sehen, wie das hier wächst!“

Daran wirkt ebenso Elke Perkams gerne mit, die aus Heddesheim herübergeradelt ist. „Ich finde es einfach toll, bei der Bundesgartenschau mitzumachen“, sagt sie und heftet weiter bunte Bänder an das Drahtgeflecht des Kreuzganges. „Ich mache ehrenamtliches Engagement einfach gerne“, begründet Friederike Pipphardt vom Luzenberg, warum sie sich einbringt. Sie ist über Grafikerin Valentina Ingmanns dazugekommen, die neben Pfarrerin Roller und Gemeindereferentin Kraus die dritte hauptamtliche Kraft der „Kirche auf der Buga“ ist. Mit ihr lackieren an diesem Tag weitere Ehrenamtliche Stühle, die Mannheim von der Kirche auf der Erfurter Bundesgartenschau gekauft hat und nun wiederverwendet.