Marienhof könnte unter die Räder kommen
Zwischen Hohberg und Offenburg knirscht es wegen der Trassenführung für den neuen Autobahnanschluss Offenburg-Süd. Bei der Variante, die die Stadt präferiert, wäre der Marienhof von mehr Verkehrslärm betroffen.
Hohberg Seit Wochen sind die Fronten zwischen der Stadt Offenburg und der Nachbargemeinde Hohberg verhärtet. Stein des Anstoßes ist die mögliche Trassenführung des Autobahnzubringers für die neu zu schaffende Autobahnanschlussstelle Offenburg-Süd. Der Offenburger Gemeinderat hatte eine Resolution verabschiedet, welche die südlichste aller noch in Frage kommenden Varianten, die Variante 3, präferiert. Das hat wiederum in Hohberg Enttäuschung und Entrüstung zugleich ausgelöst.
Direkt betroffen von einer Realisierung der Variante 3 wäre der auf Hohberger Gemarkung beheimatete Marienhof. Ein ehemaliger Gutshof, der unweit des Königswaldsees direkt an der Rheintalbahn liegt. Eigentümer des Marienhofs ist Moritz von und zu Franckenstein. Seit über zehn Jahren hat der CVJM Baden den Marienhof gepachtet und diesen mit vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern renoviert und ausgebaut. Geleitet wird der Marienhof von Matthias Zeller. Der 56-Jährige ist seit der ersten Stunde an mit dabei und hat den Aufbau und die Entwicklung des Marienhofs in seiner heutigen Form maßgeblich beeinflusst. Nun sieht er allerdings die Zukunft der Einrichtung in Gefahr.
„Die Variante 3 würde mit wenigen Metern Abstand direkt am Marienhof vorbeiführen“, so Zeller im Gespräch mit der Badischen Zeitung. „Unsere Gruppen suchen einen Ort in der Natur, der Zugang zum Wald und zum Königswaldsee würde durch die Straße abgetrennt werden. Der Lärmpegel vom Zubringer macht es für den CVJM dann unmöglich, Freizeiten für Kinder, Jugendliche und Familien anzubieten. Die wertvolle inhaltliche Arbeit, die sich in den vergangenen zehn Jahren am Marienhof entwickelt hat, wäre bei einer Variante 3 kaum fortzuführen“, fasst der Regionalsekretär beim CVJM Baden seine Sichtweise zur Trassendiskussion zusammen.
Man will am Marienhof die aktuelle Diskussion nicht nur tatenlos verfolgen. „Wir sind mit der Gemeinde Hohberg und Bürgermeister Andreas Heck in engem Austausch und fühlen uns gut vertreten“, so Zeller. Darüber hinaus werden die Mitglieder des CVJM ermutigt, sich der geplanten Hohberger Bürgerinitiative für die Variante VO anzuschließen.
Weiteres Ungemach droht dem Marienhof im Übrigen auch noch von anderer Seite. Matthias Zeller befürchtet, dass es im Zuge des Ausbaus der Rheintalbahn zu größeren Lärmbelästigungen rund um den Marienhof kommen wird, und fordert deshalb, zumindest für die Bauphase, eine Schallschutzwand zwischen Bahnlinie und dem Marienhof.
„Wenn man am Ende der Bauzeit des Bahntunnels in etwa 20 Jahren noch eine vierspurige Straße in die Landschaft baut, hat unsere Gesellschaft sehr viel falsch gemacht“, nimmt der Marienhofchef mit Blick auf die geplanten Großprojekte in direkter Nachbarschaft des Marienhofs kein Blatt vor den Mund. Er will deshalb die Hoffnung nicht aufgeben, dass es noch zu einem Kompromiss in der Trassenfrage kommt, mit der am Ende alle Betroffenen leben können.
Der Hohberger Gemeinderat hat sich in seiner Sitzung Anfang Februar jedenfalls eindeutig positioniert. Die von der Stadt Offenburg bevorzugte Trasse, die südlich des Königswaldsees überwiegend auf Hohberger Gemarkung verläuft und dort den Anschluss an die A5 herstellen soll, wird in Hohberg in großer Einmütigkeit abgelehnt. Stattdessen plädiert man in Hohberg für die nördlicheren Varianten, beziehungsweise für den Ausbau der Bestandsstraße. Darüber hinaus formiert sich in Hohberg gerade eine Bürgerinitiative, die dem Offenburger Ansinnen entgegentreten will und dafür plädiert, dass der vom Regierungspräsidium Freiburg eigentlich schon ausgeschlossene Ausbau der Bestandstrasse (V0, beziehungsweise B33/B3) wieder in Betracht gezogen wird. Die Gründungsversammlung der Bürgerinitiative ist auf den Freitag, 24. März, im Rathaus Niederschopfheim terminiert.