Wenn Religion zum Schatz wird
Abschluss der Woche der Brüderlichkeit in der Ahmadiyya-Moschee.
Verbindendes und Dialog prägen festliches Miteinander.
Jennifer Warzecha | Pforzheim
„Was ich schön finde, ist, dass der Abschluss der ‚Woche der Brüderlichkeit‘ eigentlich erst der Beginn ist. Wir werden nicht aufhören, über die Themen Gerechtigkeit, Freiheit, Macht und Verantwortung zu sprechen, sondern weiterhin daran arbeiten.“ Das sagte Toqeer Ahmad, Gemeindevorsitzender der Ahmadiyya-Gemeinde Pforzheim am vergangenen Sonntag. Anlass war die Abschlussveranstaltung zur diesjährigen „Woche der Brüderlichkeit“. Diese fand auf Einladung der Ahmadiyya Muslim Gemeinde in der Bait-ul-baqi Moschee statt.
Der Dialog soll weitergehen
Die Gemeinde freute sich über die zahlreiche Teilnahme und über die Ehre, an der Abschlussveranstaltung als Gastgeber auftreten und anschließend die Gäste zum Essen einladen zu dürfen. „Mit der Abschlussfeier ist nichts abgehakt. Wir sollten uns weiterhin austauschen und in den Dialog treten. Das ist schön, wenn man Religion so praktizieren kann. Was schön ist, ist, dass die ‚Woche der Brüderlichkeit‘ zum ersten Mal ihren Abschluss in der Moschee findet“, sagte Toqeer Ahmad.
Pfarrerin Dorothea Patberg führte in ihrer Einführung aus, dass die Woche der Brüderlichkeit in Pforzheim seit 1980 begangen werde, zunächst als christlich-jüdischer Dialog. Anfangs sei es vor allem um Versöhnung und Annäherung zwischen Christen und Juden gegangen. Seit 2008 jedoch beteiligen sich auch Muslime und Aleviten am Programm in unterschiedlicher Weise. Sie wertete es als Zeichen starker innerer Verbundenheit, dass in 13 verschiedenen Veranstaltungen der Austausch unter den verschiedenen Religionen stattfand.
Die Pfarrerin begrüßte es auch, dass man Gelegenheit dazu hatte, sich besser kennenzulernen. Sie dankte allen beteiligten Gemeinden und Institutionen sowie dem Kulturamt der Stadt Pforzheim, das mit Kulturamtsleiterin Angelika Drescher und Claudia Baumbusch an der Veranstaltung teilnahm. Vom Gemeinderat der Stadt Pforzheim war Christof Weisenbacher anwesend. Die Geistlichen der verschiedenen Religionen brachten danach Verse aus den Heiligen Schriften ihrer Religion zu Gehör, zum Teil in Originalsprache mit Übersetzung ins Deutsche. Den Anfang machte Imam Aftab Aslam aus der Ahmadiyya-Gemeinde mit Koranversen zum Thema Gerechtigkeit. Er betonte den Auftrag aller Religionen, dem Frieden zu dienen. Ihm folgte der Rabbiner Moshe Yudelevitz von der Jüdischen Gemeinde Pforzheim, der aus dem Talmud zitierte.
Er sprach über das Paradox von Recht und Mildtätigkeit. Pastoralassistent Severin Moosmann von der Römisch-Katholischen Kirche las aus dem Neuen Testament Worte aus der Antrittsrede Jesu im Lukasevangelium. Der Geistliche der Alevitischen Gemeinde Pforzheim, Hasan Akbaba, trug ein Gedicht eines der sieben heiligen Philosophen seiner Religionsgemeinschaft vor.
Schöne Religion der Anderen
Pfarrerin Dorothea Patberg las als Beauftragte der Evangelischen Kirche Pforzheim die Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt, die Worte des Apostels Paulus über die Gleichheit von Mann und Frau im religiösen Sinne sowie die Vision des Sehers Johannes über eine neue Erde, in der Gerechtigkeit wohnt. Sie schloss die Reihe der Lesungen mit dem Fazit: „Die Schönheit der Religion des Anderen bringt mich dazu, den Schatz meiner eigenen Religion umso mehr zu suchen und zu lieben.“ Munawar Ahmad Kahn dankte allen Beteiligten für diesen Einblick in die religiösen Schriften und lud zum Austausch und zur Begegnung ein.
![]() |