Katholiken suchen einen Konsens
Anfang 2026 wird die katholische Kirche im Erzbistum Freiburg ihre Struktur grundlegend ändern. Um diese Reform vorzubereiten, trafen sich alle Pfarrgemeinderäte im Dekanat Wiesental erstmals zu einer Vollversammlung.
WEIL AM RHEIN Es gibt immer weniger Gläubige, die der Kirche angehören, und immer weniger Pfarrer. Das zwingt die katholische Kirche zu einschneidenden Reformen. Wurden in der Vergangenheit schon einzelne Pfarreien zu Seelsorgeeinheiten zusammengelegt, steht jetzt der nächste, einschneidende Reformschritt an. Die heutigen Pfarreien und Seelsorgeeinheiten in der Erzdiözese Freiburg werden zum 1. Januar 2026 zu 36 Großpfarreien zusammengefasst. „Es handelt sich dabei um die größte Transformation der Erzdiözese seit ihrem Bestehen“, stellte Dekan Gerd Möller fest.
Die Reform bezieht sich nicht nur auf die Verwaltung mit ihren verschiedenen Ebenen, sondern auch auf die konkrete Arbeit in den Bereichen Pastoral, Bildung und Caritas. Möglicherweise sollen hier auch bisherige Haltungen neu gefasst werden.
Im Dekanat Wiesental gibt es zurzeit acht Seelsorgeeinheiten, diese werden zu einer Großpfarrei zusammengefasst. Eine solche Transformation bedarf natürlich der Vorbereitung, und dabei sollen alle Gemeinden in angemessener Form berücksichtigt werden und in den konkreten Einzelheiten mitentscheiden können. Die Erzdiözese hat dazu ein Gesetz zur Zusammenarbeit im Vorfeld der künftigen Pfarrei erlassen. Grundsätzlich sollen die Gemeinden selbst über für sie wichtige Fragen entscheiden, und sie legen auch selbst fest, auf welche Weise im Rahmen des Gesetzes Beschlüsse gefasst werden. Darum, in dieser Hinsicht Festlegungen zu treffen, ging es am Samstag bei der Vollversammlung im katholischen Gemeindehaus in Weil am Rhein.
Grundsätzliches Prinzip soll der Wille zur Zusammenarbeit sein, und auch wenn einzelne Gemeinden unterschiedliche Interessen und Ziele haben, sollen Entscheidungen gemeinsam getragen werden. Zentrales Gremium dafür ist die Vollversammlung aller Pfarrgemeinderäte und die Vollversammlung aller Stiftungsräte.
Um deren Organisation und die Bildung von Ausschüssen ging es am Samstag, wobei alle anstehenden Beschlüsse sehr ausführlich diskutiert wurden und häufig auch die vorbereiteten Beschlussvorschläge abgeändert wurden.
Zu ihrem Vorsitzenden wählte die Vollversammlung der Pfarrgemeinderäte Michael Oertlin aus Grenzach-Wyhlen, zur Stellvertreterin Sigrid Fuchs aus Weil am Rhein. Beide sind bisher schon Vorsitzende und Stellvertreter des Dekanatsrats. Kraft Amtes gehört dem Präsidium zunächst Dekan Gerd Möller an, später der leitende Pfarrer der neuen Großpfarrei. Als beratendes Mitglied ist der lokale Projektkoordinator Matthias Wößner im Präsidium dabei.
Weiterhin hat die Versammlung beschlossen, einen beschließenden Ausschuss einzurichten. Dieser soll entsprechend der Besetzung der Vertretung der Kirchengemeinden im Dekanatsrat besetzt werden, nämlich mit je drei Personen aus den Gemeinden Rheinfelden und Lörrach-Inzlingen sowie aus je zwei Personen aus den weiteren Gemeinden. Dazu sollen vier weitere Personen aus der Dekanatskonferenz kommen. Mitglieder des Projektteams sollen die Möglichkeit haben, beratend im Ausschuss dabei zu sein. Die gemeinsamen Ausschüsse der Pfarrgemeinderäte und der Stiftungsräte sind zuständig für im Vorfeld der Reform zu klärende Fragen von Pastoral und Liturgie, etwa bei Schwerpunktsetzungen, der Entwicklung innovativer Projekte oder der Einrichtung so genannter pastoraler Zentren.
Auch für den Bereich der Verwaltung sind sie zuständig, so bei der Organisation von Pfarrbüros, der Anstellung von Geschäftsführern, der Neuzuweisung von Personal und der Finanzierung gemeinsamer Aufgaben. Im Bereich der Immobilienverwaltung sollen die Ausschüsse über Renovierung, Neubau oder Verkauf von Gemeindezentren und Pfarrhäusern, die Umnutzung oder Profanierung von Sakralgebäuden sowie den Aufbau eines zentralen Pfarrbüros entscheiden.
Dem Präsidium der Versammlung der Stiftungsräte, die für die Verwaltung des Vermögens der Kirchengemeinden zuständig sind, gehört Kraft Amtes ebenfalls Dekan Gerd Möller an, sowie als stellvertretende Vorsitzende Patricia Brogle aus Lörrach. Auch hier gibt es einen beschließenden Ausschuss, der aus je zwei Mitgliedern der Stiftungsräte der einzelnen Kirchengemeinde besteht. Der jeweilige leitende Pfarrer hat Kraft Amtes außerdem einen Sitz. Eine festgelegte Stellvertretung soll gewährleisten, dass Stellvertreter, die zum Einsatz kommen, über die Thematik im Bilde sind.