Zwischen Glauben und Technik
Markus Weimer will Dekanat voranbringen Auch die Digitalisierung ist ihm dabei wichtigKonstanz (pm/phz) Die ersten Monate als Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Konstanz hat Markus Weimer hinter sich. Seit Oktober ist er im Amt. Und sagt, es habe sich seither viel getan und werde sich noch tun. Seine Stellvertreterin, Pfarrerin Louisa Mallig, Schuldekan Martin Lilje und Dekanatsreferentin Sandra Mauch pflichten ihm bei.
Viel Zeit verbringt Markus Weimer nicht in seinem eigenen Büro, das lässt sich schnell ausmachen. Denn zwischen leeren Computerkartons und alten Geräten seiner Vorgänger findet sich ein eher kleiner Schreibtisch, der aber maximal befüllt ist. Fast schon entschuldigend und in Richtung der Technik zeigend berichtet der Dekan von seiner Affinität zu Computern und davon, dass ihn das Amt direkt voll eingenommen habe und wenig Zeit für Bürogestaltung geblieben sei. Dafür habe das Dekanat aber einen großen Schritt Richtung Digitalisierung gemacht mit der Erneuerung der sehr veralteten IT.
„In Zeiten von digitalen Konferenzen und Terminen verliert das eigene Büro an Wichtigkeit“, sagt Markus Weimer schmunzelnd und greift den Faden direkt auf. Er erzählt, dass die Studienrichtung Informatik oder BWL bei seinem Berufswunsch durchaus einmal im Gespräch gewesen sei. „Das hätte ich mir auch gut vorstellen können“, sagt er mit einem offenen Lachen in die Runde, und die drei Kollegen nicken zustimmend. Sie erleben Markus Weimer seit vielen Wochen als höchst emphatischen und engagierten Dekan, der beruflich durchaus an der richtigen Stelle zu sein scheint und seinen Glauben an Jesus Christus täglich lebt. Sandra Mauch sagt: „Markus Weimer steht für einen neuen Führungsstil, es gibt ein großes und wertschätzendes Miteinander, und die Arbeit im Team ist ein Gewinn für uns alle.“
Arbeiten ist das Stichwort, denn was genau macht ein Dekan? Markus Weimer versucht es mit einer kurzen Erklärung, denn die Frage ploppt oft bei ihm auf: „Die Aufgaben ändern sich gerade enorm. War der Dekan früher eher da, um formale Entscheidungen der Landeskirche auf operativer Ebene umzusetzen, so gibt es jetzt viel mehr Gestaltungsfreiraum für uns Dekane. Die Entscheidungen werden immer öfter auf dieser mittleren Führungsebene getroffen.“ Eine Entwicklung, die ihm durchaus entgegenkomme.
Das bedeutet in seinem Fall konkret, dass er für 21 Kirchengemeinden verantwortlich ist, mit diesen ein gutes Miteinander anstrebt und durchaus neu denken darf – oder auch muss. Mit seiner Entscheidung für das Theologiestudium verfolgte Weimer keineswegs das Ziel, einmal Dekan zu werden, sagt er. Umso mehr freut es Schuldekan Martin Lilje, nun einen spirituellen und produktiven Austausch mit einem Kollegen zu haben, der besonders großen Wert auf kooperatives Arbeiten lege. Weimer: „Ich hatte mich als Pfarrer in Böhringen sehr wohl gefühlt und mir nicht träumen lassen, dass ich einmal hier lande. Aber letztlich habe ich das Gefühl, hier an der richtigen Stelle gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen im Bezirk wirken und gestalten zu können.“
Hört man die vier aus dem inneren Dekanatsteam laut denken, ist tatsächlich zu spüren, dass das Dekanat gerade zu einem Impulsgeber heranwächst, zu einem echten Unterstützer der Kirchengemeinden in inhaltlichen und geistlichen Fragen – und viel mehr ist als ein Verwaltungsapparat. Die Kirche steht vor großen Herausforderungen und möchte diesen mit einem breit angelegten Strategieprozess begegnen. Dafür braucht es Visionen, aber auch einen klaren Weg, der gemeinsam gegangen werden soll. „Wir werden uns von einigem Vertrauten verabschieden müssen, aber auch Neues dazu gewinnen“, sagt Louisa Mallig über die anstehenden Prozesse.
„Ich bin davon überzeugt, dass wir eine gute Kommunikation brauchen untereinander und uns engmaschiger vernetzen müssen“, sagt Weimer in die Runde. Alle vier sind sich einig, dass es nötig ist, einen Schritt hinein in die Gesellschaft zu machen. Hier wirft Sandra Mauch das Stichwort Digitalisierung ein, die in Form einer neuen App umgesetzt wird. In diesem ersten Halbjahr soll sie von allen Kirchengemeinden im Bezirk genutzt werden. Das bedeutet im Klartext, Schranken nieder zu reißen und neue Kommunikationswege zu nutzen. „Sie sind der Schlüssel für einen niedrigschwelligen Austausch innerhalb der Gemeinden, aber auch innerhalb des Bezirkes“, sagen die vier Vertreter der Kirchen.
Abschließend fasst Weimer zusammen: „Unser Kernauftrag lautet, dass wir wieder näher bei den Menschen sein müssen im Glauben an Jesus Christus, ohne den wir das alles allein nicht schaffen. Wir müssen umdenken und uns bewusst werden, dass wir nur auf diese Art den Frieden im Kleinen und Großen herstellen können. Die Sehnsucht der Menschen nach Glauben ist spürbar, jetzt ist es an der Zeit diese ernst zu nehmen. Und zwar mit Herz und Kopf. Und wir im Dekanat möchten gern die Inspirationsquelle dafür sein.“
Zur Person
Dekan Markus Weimer , geboren am 25.07.1976 in Bad Säckingen, hat nach dem Schulbesuch seinen Zivildienst beim CVJM in Amberg in der Oberpfalz absolviert. 1998-2005 studierte er evangelische Theologie an der Eberhard Karls Universität in Tübingen und an der Ruprecht Karls Universität Heidelberg. Vor seinem Amtsantritt als Dekan war er über 10 Jahre Pfarrer in der evangelischen Gemeinde in Böhringen.
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