Pforzheimer Zeitung, 18.02.2023

 

Risse in den Wänden: Kirche gesperrt

Bauschlotter Gotteshaus wegen Bedenken über Sicherheit geschlossen. Experten suchen nach Ursachen für die Schäden am Gebäude.

Peter Dietrich, Neulingen-Bauschlott

Ein von der Kirchengemeinde beauftragter örtlicher Statiker hat der Kirchengemeinde Bauschlott nahegelegt, die 185 Jahre alte Kirche aufgrund von Verkehrssicherheitsbedenken für jegliche Nutzung zu sperren.

Grund sind die starken Rissbildungen in den gemauerten Segmentbögen über der Empore auf beiden Seiten. Es lässt sich nicht sicher sagen, ob möglicherweise Putz oder Teile der geschädigten Mauerwerke herunterfallen könnten. Im Innenraum des 9,20 Meter hohen Schiffes, das bis zu 500 Besuchern Platz bietet, befinden sich zudem an der Westseite im Bereich der Fenster teils größere Risse von oben bis nach unten. Laut Statiker bestehe jedoch aktuell keine akute Einsturzgefahr.

Einige Risse werden schon längere Zeit vermessen. Hier lässt sich eine Verformung des Kirchenschiffes ablesen. Es werden nun weitere Vermessungspunkte nötig sein, um festzustellen, ob sich der Baugrund verändert hat. In diesem Zusammenhang müsse auch das Dachtragewerk begutachtet werden.

Die Risse werden größer

Laut Statiker konnte durch Rissmessmarken festgestellt werden, dass sich seit 2020 die Risse von zunächst einem Zehntel bis einem Zwanzigsten Millimeter inzwischen auf einen bis zwei Millimeter vergrößert haben. Die weiteren Bewegungen und Entwicklungen müssen daher sorgfältig beobachtet werden.

Die Kirchengemeinderäte stehen in ständiger Verbindung mit der zuständigen Architektin des Oberkirchenrates und sind bemüht, von der Landeskirche die benötigten finanziellen Mittel für die entsprechenden Handwerker zu erhalten.

Laut Martin Wollinsky, Oberkirchenrat Referatsleitung Finanzen, Bau und Umwelt, ist die Sperrung der Kirche in Bauschlott aus Verkehrssicherungsgründen für den Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe sehr bedauerlich. Auf Anfrage teilte er mit, dass die Landeskirche die Kirchengemeinde Bauschlott mit 50 Prozent der Kosten unterstützt, um schnellstmöglich und als erste Maßnahme die gutachterliche Klärung der Schadensursache herbeizuführen und darauf aufbauend die Planung zur Behebung des Problems zu erarbeiten.

Wie bei einem Krimi den Täter zu entlarven, geht es jetzt darum, mögliche Ursachen effizient beheben zu können und nach den leichteren „Bewegungen“ des Gotteshauses zu suchen. Denkbar wäre, dass sich aufgrund wiederholter heißer und trockener Sommer durch das Senken des Grundwasserspiegels und Austrocknung des Erdbodens die Fundamente verändert beziehungsweise gesetzt haben könnten. Ein weiterer Schritt wäre, dass der Baugrund durch einen Gutachter untersucht werden müsste.

Ob die Wurzeln eines vor einer Woche gefällten rund 100 Jahre alten Essigbaumes vor der Kirche den Fundamenten zugesetzt haben könnte, ist noch nicht erwiesen. Die Kirche wurde an einem Abhang gebaut, weswegen der vordere Sockel durch die Auffüllung und die Frei-Treppe ungewöhnlich hoch sind. Lediglich der gegen Norden stehende 28 Meter hohe Turm ist von dieser Aufschüttung nicht betroffen, an ihm sind keine Risse festzustellen.

Die Grundsteinlegung des wuchtigen, roten Sandsteinbaus erfolgte am 31. Mai 1837. Überliefert ist, dass darüber gestritten wurde, wer für die zusätzlichen Kosten für vom Bauschlotter Maurermeister Georg Fuchs (1791 bis 1866), dem Erbauer der Kirche, als notwendig empfundenen größeren Fundament aufkommen sollte.

Die Fundamente der neuen Kirche lagen zum Teil auf dem Friedhof. Es ist auch überliefert, dass Architekt Hübsch mit seinen Plänen wohl unter Zeitdruck gestanden haben soll, weshalb wohl dadurch nicht alles korrekt berechnet worden sein könnte.

Die Gottesdienste finden nun zu den gewohnten Anfangszeiten im Saal des gegenüberliegenden Gemeindehauses statt.