Fränkische Nachrichten Wertheim, 15.02.2023

 

Auch der Stellenabbau sollte thematisiert werden (Leserbrief)

Die evangelische Kirche will Kirchen abbauen und verschweigt Zahlen zu den Finanzen. Die katholische Kirche baut ihre Ortskirche in Unterschüpf wieder auf und verkündet ganz groß, was das gekostet hat. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen den Kirchen?

In der katholischen Kirche gibt es geweihte Priester und das Kirchenvolk. In der evangelischen Kirche gibt es eingeweihte Personen in der Leitung und das gewöhnliche Kirchenvolk, welches von den Finanzen nichts wissen darf.

So ist es und so steht es auf einem Beschluss eines kirchlichen Gerichts. Da beißt die Maus keinen Faden ab und das können die Besserwisser drehen und wenden, wie sie wollen. An den Tatsachen ändert sich nichts. Ich habe es selbst ausprobiert. Die Kirche kann Gnade vor Recht ergehen lassen. Bitte um Auskunft ist erlaubt, aber mit sieben Bitten hatte ich kein Glück.

Nun wird uns eine Ampel vorgestellt: Kirchen und kirchliche Gemeindehäuser eingeteilt in solche, die erhalten bleiben und solche, welche verkauft und abgerissen werden. Dazwischen sind die gelben Immobilien, über diese wird später entschieden.

In diesem Jahr soll die Entscheidung fallen. Keine leichte Aufgabe für unseren hochwürdigen Dekan Rüdiger Krauth, aber er hat die Lösung bereit: „Kooperation“ ist sein Lieblingswort.

Ich habe gezählt, es kommt in jedem Beitrag fünf- bis siebenmal vor. Was soll daran neu sein? Im Angesicht des schönen Fotos der historischen Kirche von Unterschüpf kommen Erinnerungen hoch: 1980 hat uns Professor Heinz Auner mit seinem Chor ein Weihnachtskonzert geschenkt, alles kostenlos, von mir vermittelt.

1980 habe ich Professor Dr. Gerhard Wunder vom historischen Verein Württembergisch-Franken eingeladen. Er hat uns einen Vortrag gehalten über „Die Schenken von Schüpf. An dem Tag haben wir auch noch zusammen mit Bürgermeister Franz Zipperle den Historiker Dr. Helmut Neumaier beauftragt, die Geschichte der Stadt Boxberg zu schreiben.

Am 7. Dezember 1996 hat unser Bezirkskantor Michael Hanel mit seinem Bezirkschor in dieser Kirche das Weihnachtsoratorium von Bach aufgeführt und ich durfte die Rezension schreiben und die Fränkischen Nachrichten haben alles abgedruckt. Das alles verstehe ich unter „Kooperation“. Aber die deutsche Sprache ist mir lieber und auch genauer: „Zusammenarbeit“.

Wir können an dieser Stelle auch gerne mal den Fränkischen Nachrichten für die gute Zusammenarbeit danken.

Gleichwohl wäre es billig, wollte ich es bei diesem Selbstlob belassen. Was nichts kostet, ist nichts wert.

Die evangelische Kirche in Deutschland – EKD – hat vor 20 Jahren die Stiftung „Kirchenbau und Orgelklang“ gegründet. Ich war von Anfang an dabei.

Wir retten alte Kirchen und alte Orgeln und bezahlen dafür. Wer Mitglied ist, der wird anders über den Abriss von Kirchen reden und handeln.

In einem ganz alten Hilfswerk unserer Kirche unterstützen wir Kirchen in Osteuropa. In Zusammenarbeit mit dem Landeskirchenmusikdirektor von Hamburg helfe ich bei dem Aufbau einer Orgel in Litauen. Genug davon.

Meine Bitte zum Gespräch: In der Leitung und Verwaltung unserer Kirche in Karlsruhe, Blumenstraße 1, arbeiten 480 Menschen. Was kostet das? Eine Ampel würde bedeuten, 160 Personen können bleiben, über 160 Personen würden wegfallen. Das geht natürlich nicht so einfach, aber man könnte die 160 noch einmal durch drei teilen, dann stünden 50 Personen zur Disposition.

Darüber wäre langfristig eine Einigung möglich, wenn Sie bereit sind, Herr Dekan Krauth und Herr Vizepräsident Karl Kreß, darüber zu sprechen. Über die Seelsorge von uns alten Menschen zwischen 80 und 90 Jahren – zu denen ich gehöre – dann im nächsten Leserbrief. Das wird jetzt zu lang.

Heinz Raulf, Bobstadt