Kirchengeschichte ist sein Steckenpferd
Der Theologe Johannes Ehmann kehrt nach 40 Jahren zurück zu seinen Wurzeln nach Bruchsal Dietrich HendelBruchsal/Heidelberg. Johannes Ehmann wurde 1958 in Pforzheim geboren. Aufgewachsen ist er aber in Bruchsal. Dort hat er 1977 am Schönborn-Gymnasium Abitur gemacht – mit Latein und Griechisch. Und dort hat er gelebt, bis er sein Theologiestudium begann. Als Jugendlicher hat er bei einer Freundin seiner Mutter gewohnt, seine Familie lebte in Pforzheim, wo sein Vater Seelsorger in einer Gemeinde war. „In dieser Zeit habe ich viel gelernt“, sagt Ehmann. Den Klang der Sprache zum Beispiel. Das „Bruslerisch“ geht ihm locker über die Lippen, als wäre er nie weg gewesen.
Evangelische Theologie studierte er zunächst in Heidelberg. Von dort zog es ihn nach Berlin. „Die geteilte Stadt hat mich stark beschäftigt, und die politische Situation hat mich geprägt“, erinnert sich Ehmann. Drei Semester ist er dort geblieben, ehe er ein Jahr nach Israel ging. „Einer meiner Professoren hatte Verbindung nach Israel. Seine Erzählungen haben mich begeistert, also wechselte ich die Universität erneut“, sagt Ehmann. Nach einem Jahr in Jerusalem sowie zwei Semestern in Göttingen und zwei in Tübingen ging er zurück nach Heidelberg und schloss sein Studium ab.
„Umtriebig“ war er schon als junger Mann, gibt er zu: „Es war alles sehr spannend“, sagt Johannes Ehmann. Er wollte Menschen kennenlernen. Dazu fand er nach dem Studium reichlich Gelegenheit: Erst das Lehrvikariat in Schopfheim im Landkreis Lörrach, nach dem zweiten Staatsexamen das Pfarrvikariat in Mannheim-Käfertal. Dann ließ er sich beurlauben, um seine Doktorarbeit über die „Badische Union von 1821“ zu schreiben. Die aber entstand zu einem guten Teil „nebenbei“, während er als Studentenpfarrer in Mannheim eingesetzt war – „eine physisch wie psychisch harte Schule“, urteilt Ehmann aus der heutigen Distanz.
„Alles, was ich gemacht habe“, sagt Johannes Ehmann und meint damit seine umfangreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen, hat mit der badischen Kirchengeschichte zu tun. Eine Weile wirkte er als Gemeindepfarrer in Mannheim, danach führte er die Geschäfte der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Dann war er als Vermittler gefordert, um Differenzen zwischen der Badischen Landeskirche und dem Konfessionskundlichen Institut Bensheim zu schlichten. Zwischenzeitlich (2006) habilitierte er sich, („Luther, Türken und Islam“). Seither forscht und lehrt er als Professor an der Universität Heidelberg. Mindestens 70 Publikationen kann er seit Anfang der 1980er Jahre vorweisen, schätzt Ehmann.
Und jetzt, während er sich allmählich Gedanken um den nicht mehr fernen Ruhestand machen kann, zieht es ihn zurück zu den Wurzeln: Seit einem knappen Jahr wohnt er wieder in seiner alten Heimat. „Mit 60 kann man mal zurückschauen, eine Art Zwischenbilanz ziehen, kann überlegen, was man noch machen will oder muss.“ Bruchsal bietet ihm die Möglichkeit eines Altersruhesitzes. „In Bruchsal kenne ich mich aus“, sagt der Theologe. „Ich war 40 Jahre weg, und jetzt habe ich das Gefühl, heimzukommen. Ich schaue über die Straße, und ich kenne die Menschen, die dort unterwegs sind“, sagt Ehmann. Wohin sein Weg führt, begegnen ihm Schulkameraden oder Weggefährten von den Pfadfindern, bei denen er in der Jugendarbeit engagiert war, erzählt Ehmann.
Bis es denn so weit ist mit dem Ruhestand – Sommersemester 2025 –, steht noch das eine oder andere auf seiner Agenda: Er will – oder wie er selbst sagt: „ich muss unbedingt“ – den dritten, einen ziemlich dicken Band der Badischen Kirchengeschichte abschließen und das Kompendium mit einem deutlich weniger dicken vierten Band abrunden. Und dann? „Mal sehen“, meint er. Eine Vorlesung mit Seminar zu Melanchthon plant er noch. Und ab und zu kann er mal einen Gottesdienst halten.
![]() |
![]() |