Diakonie kritisiert Großunterkünfte für Flüchtlinge als Integrationsbremse
Pforzheim. Auf dem ehemaligen Thales-Gelände sollen bald wieder Flüchtlinge untergebracht werden. Das hat die Stadtverwaltung am Mittwoch bekannt gegeben. Die Diakonie Pforzheim mit ihrer große Erfahrung in der Betreuung von Asylsuchenden kritisiert in einer Stellungnahme jegliche Form von Großunterkünften für Geflüchtete.
Bereits Ende Februar, Anfang März könnte es so weit sein, erklärt die städtische Pressestelle auf PZ-Nachfrage. Bis dahin soll ein Raum für eine erste behelfsmäßige Unterbringung ausgestattet werden. Auch noch weitere Umbaumaßnahmen seien demnach nötig. So müsse im Sozialbau der Küchenbereich wieder vollständig ausgestattet werden. Parallel sollen in der Shedhalle 84 abgetrennte Räume in Trockenbauweise errichtet werden. „Diese Arbeiten sollen bis Mitte März abgeschlossen sein“, heißt es weiter.
Die Kosten für die Umbaumaßnahmen werden auf die Miete umgelegt. „Die Stadt Pforzheim trägt diese Kosten zunächst und rechnet sie nachlaufend mit dem Land Baden-Württemberg ab“, so die Pressestelle. Der Mietvertrag habe eine Laufzeit von drei Jahren und einem Monat. Verlängerungsoptionen seien bisher nicht vorgesehen. Die Shedhalle und der Sozialbau waren bereits 2015/2016 zur Unterbringung von Flüchtlingen genutzt worden. Damals waren daneben auch noch Teilbereiche der Flächen genutzt worden, die nun von der Polizei angemietet sind.
Die Diakonie äußert sich skeptisch zu Großunterkünften, sowohl zu der Wiederbelegung von Thales als auch zur geplanten Erstaufnahme im Bader-Gebäude. Eine dezentrale Unterbringung sei vorzuziehen, heißt es in einer Presseerklärung von Diakoniechefin Sabine Jost und Stellvertreter Thomas Lutz. „Sie werden mit großer Wahrscheinlichkeit das nähere Umfeld belasten und die Stadt- oder Gemeindestruktur verändern.“ Die Einstellung der lokalen Wohnbevölkerung gegenüber Migranten und geflüchteten Menschen werde wahrscheinlich negativ beeinflusst werden. Es sei zu erwarten, dass eine Lagerunterbringung Integrationsprozesse verlangsame und das Ankommen in der deutschen Gesellschaft gegebenenfalls langfristig deutlich erschwere. Mittelfristig würden die Kommunen paradoxerweise nicht entlastet, sondern noch stärker belastet werden. Die Massenunterkünfte würden Probleme verschärfen. bsch/mof/pm