Schwarzwälder Bote Donaueschingen, 18.01.2023

 

Dem Erzbistum laufen die Katholiken davon

Kirche - Erzbischof Stephan Burger kündigt Konsequenzen nach Missbrauchsbericht an

Ralf Deckert

Freiburg. Dem Erzbistum Freiburg laufen die Gläubigen in Scharen davon. Allein im vergangenen Jahr sind rund 42 500 Mitglieder des 1,7 Millionen Seelen zählenden Bistums aus der Kirche ausgetreten. Diese Zahl nannte am Dienstagabend Erzbischof Stephan Burger beim Neujahrsempfang des Bistums. Die Zahl der Austrittserklärungen hat sich damit allein in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt. Parallel dazu seien 2022 rund 350 Menschen im Bistum in die Kirche eingetreten. Auch wenn dies eine kleine Zahl sei, danke er diesen Menschen dennoch, so Burger.

Mit Blick auf die Missbrauchs- und Vertuschungsskandale, die hinter der Welle an Austritten steckt, sagte Burger, dass die wichtigste Frage, die es für Kirche und Bischöfe zu beantworten gebe, diejenige sei, wie man das Vertrauen der Menschen wiedergewinnen könne. Burger betonte erneut, dass der Missbrauchsbericht des Bistums, der im April vorgelegt werde, nicht ohne Konsequenzen für diejenigen bleiben werde, die sich bei dem Thema schuldig gemacht haben. In den Jahren 2021 und 2022 seien mehr als drei Millionen Euro sogenannter »Anerkennungsleistungen« an Missbrauchsopfer in der Diözese ausgezahlt worden. Rund 40 Personen, die Missbrauch in der Kirche erfahren mussten und heute in sozialen Notlagen leben, erhielten zuletzt jährlich insgesamt rund 200 000 Euro karitative Zuwendungen, so der Erzbischof weiter. Er sei dankbar für die Gespräche mit den betroffenen Menschen. Sie hätten ihm gezeigt, wie »wenig bis gar nichts« die Kirche in der Vergangenheit für sie getan habe. Ihm habe sich »ein weites Lernfeld« aufgetan.

Reform steht bevor

Gleichzeitig bekannte Burger sich zum synodalen Weg, auf den die Kirche in Deutschland und die Weltkirche sich begeben haben (»Da geht es um ein gemeinsames Gehen und ein gemeinsames Hören«), auch wenn dieser Weg manche Gläubigen um die Traditionen ihrer Kirche fürchten lasse. Er bekräftigte zudem seine Überzeugung für die Notwendigkeit der Strukturreform 2030 im Erzbistum, in deren Verlauf die Pfarreien im Bistum Freiburg einen neuen, großflächigeren Zuschnitt bekommen werden. Hierbei gehe es aber nicht darum, einfach nur Pfarreien zusammenzulegen und Personal zu sparen, sondern vielmehr solle gesichert werden, dass die Seelsorge »von der Wiege bis zur Bahre« im Bistum gesichert werde, indem den Seelsorgern die dafür nötigen Freiräume verschafft werden.