Abschied von Markgraf Max
Hunderte bei Trauerfeier für Max von Baden Dekanin Klusmann mit tröstenden Worten „Adel verpflichtet“ im besten Sinn gelebtVON STEFAN HILSER STEFAN.HILSER@SUEDKURIER.DE
Salem – Ehrungen und Nachrufe auf seiner eigenen Beerdigung? Nein, das wollte Max Markgraf von Baden nicht. Wie der evangelische Pfarrer Matthias Schmidt aus Salem sagte, wollte der Markgraf so beerdigt werden wie jeder Normalsterbliche auch. „Ihm war es wichtig, dass Gottesdienst gefeiert wird. Diesen Wunsch wollen wir ihm erfüllen“, sagte Pfarrer Schmidt, der den Verstorbenen als regelmäßigen Gottesdienstbesucher in der evangelischen Kirchengemeinde in Salem kennen und schätzen gelernt hat.
Ganz normales Volk nimmt Abschied
Weggefährten, Mitarbeiter, Bürger aus Salem, Vereinskameraden, Mitglieder des Roten Kreuzes und der Freiwilligen Feuerwehr, das ganz normale Volk: Sie erwiesen Markgraf Max die letzte Ehre, indem sie zu Hunderten am Donnerstagabend auf Schloss Salem an einer Trauerfeier teilnahmen. Sie verbeugten sich vor dem Sarg des Verstorbenen, der im Münster aufgebahrt worden war, abgedeckt mit einer badischen Flagge in den Farben gelb und rot. Das Münster war voll besetzt, manche mussten stehen, als die Markgräfliche Familie über das Portal ins Münster eintrat. Die Witwe, Markgräfin Valerie, ihr Sohn Markgraf Bernhard und dessen Gemahlin, Prinzessin Stephanie, stützten sich gegenseitig, als sie ruhigen Schrittes das Gotteshaus betraten.
Heimatgemeinde trauert ökumenisch
Nach dem tiefen Schlag der Münsterglocke eröffnete die Orgel mit Adagio in g-Moll die Trauerfeier. Salem trauert ökumenisch um den Chef des Hauses Baden: Katholische Ministranten unterm Kreuz und ein evangelischer Chor unter der Leitung von Bezirkskantor Thomas Rink schritten ins Münster. Die Geistlichen beider Kirchen gestalteten die Liturgie. Dekan Peter Nicola von der katholischen Salemer Münstergemeinde las aus dem Lukasevangelium vom barmherzigen Samariter. Die Trauerfamilie hatte sich diese Bibelstelle gewünscht. Denn sie war dem Markgrafen nahe und vertraut.
Der evangelische Pfarrer Matthias Schmidt nahm in seiner Predigt Bezug darauf. Er erinnerte daran, dass Markgraf Max die Szene aus dem Gleichnis in Bronze gießen und auf dem Novizenhof des Schlosses hatte aufstellen lassen. „Der helfende Samariter trägt bemerkenswerterweise die Schuluniform der Salemer Schlossschüler, die Kleidung jener, die hier in der Erwartung von später wichtigen Ämtern lernen.“ Als Markgraf habe er darum gewusst, wie groß und zugleich wie begrenzt Amtsgewalt ist. „Seine Vorfahren hatten noch Macht über einen großen Raum“, erinnerte Schmidt in seiner Predigt. Die Verfassung der Vorfahren aus dem Haus Baden sei schließlich zum Modell der neuen und bisher bleibenden Ordnung in Deutschland geworden.
„Gott hat sein Licht in unsere Herzen gegeben“, lautet der biblische Vers. Diese Erkenntnis, so Pfarrer Schmidt, ermögliche es, über weltlich gegebene oder selbst erworbene Ämter und Würden hinaus zu blicken. Denn Gott zeige sich im Gesicht des Anderen. Schmidt: „Max Markgraf von Baden wollte nicht Ansehen gewinnen, er wollte lieber ansehen.“
Die evangelische Dekanin Regine Klusmann sagte, an die Trauerfamilie gerichtet: „Sie verlieren einen wunderbaren Menschen. Was Sie nicht verlieren, ist das große Vorbild und seinen Blick für das große Ganze, das Gemeinwohl und die Gesellschaft.“ Der Volksmund sage: „Adel verpflichtet.“ Markgraf Max habe diese Verpflichtung ernst genommen und sich an vielen Orten eingesetzt. „Als guter Christenmensch hat er für uns als Kirche viel getan, sich nicht nur als Landessynodaler eingesetzt, sondern sich auch vor Ort dafür engagiert, dass sich kirchliches Leben entfalten konnte.“
Kamerad hatte Nachruf vorbereitet
Unter den Trauergästen war Herwig Duderstadt. Er ist der Gesandte des Kameradenkreises Kommandeure 78, bei denen der Verstorbene Mitglied war. Die Gruppe war 1978 bei einem Kommandeurslehrgang in Hammelburg entstanden. Duderstadt wusste nicht, dass keine Nachrufe gehalten würden. Er hatte einen Nachruf vorbereitet, sein Manuskript dann aber in der Jackentasche stecken gelassen. Was er sagen wollte? „Markgraf Max war Stimme und Seele unseres Kreises, ohne ihn wäre es weder in Gang gekommen, noch hätte es bis heute gehalten. Er ruhte fest in seiner Familientradition. Aus dieser Verpflichtung heraus war er Staatsbürger im besten Sinne. Mir fiel auch auf, dass er im besten Sinne des Wortes ein Gentleman war: Er übernahm Verantwortung für das große Ganze, sehr unaufdringlich und ganz fein führte er durch seine Persönlichkeit.“
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