Badische Zeitung Freiburg im Breisgau, 11.01.2023

 

Erzbistum zahlte 3,1 Millionen

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger legt eine vorläufige Bilanz von Zahlungen an Missbrauchsopfer vor. Zugleich kündigt er Konsequenzen für jene an, die für die Taten Verantwortung tragen.

FREIBURG Das Erzbistum Freiburg hat den anerkannten Opfern des Missbrauchs durch sein Pastoralpersonal als „Anerkennungsleistung“ über die Unabhängige Kommission in Bonn bislang insgesamt 3,1 Millionen Euro überwiesen, davon allein 2021/2022 mehr als zwei Millionen Euro. Dies sagte Erzbischof Stephan Burger am Dienstagabend in einer ersten Bilanz der Hilfe seines 1,7 Millionen Katholiken zählenden Bistums. An wie viele Opfer Zahlungen geleistet wurden, sagte Burger nicht.
Eine auf Dauer angelegte zusätzliche finanzielle Unterstützung erhalten demnach 40 Betroffene, die als Folge des erlittenen Missbrauchs in einer prekären Situation leben. Für diese als monatliche karitative Zuwendung gezahlte Unterstützung wendet das Erzbistum laut Burger jährlich insgesamt rund 200.000 Euro auf. Burger betonte, künftig sei auch „das Feld des geistlichen Missbrauchs und der schweren körperlichen Gewalt gegenüber Schutzbefohlenen noch eigens in den Blick zu nehmen“.
Der seit Juni 2014 amtierende Freiburger Erzbischof hat laut
Radio Vatikan zudem angekündigt, nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens voraussichtlich im April würden umgehend „Konsequenzen gezogen. Wer Schuld auf sich geladen hat, muss Verantwortung übernehmen unabhängig von Posten und Positionen“, zitierte der Sender des Papstes ein dpa-Interview des Erzbischofs.
In diesem Interview beteuerte Burger laut
Radio Vatikan, es gehe ihm darum, „Gerechtigkeit für die Betroffenen zu erreichen und die Verantwortlichen klar zu benennen“. Diese Aufarbeitung sei ihm persönlich wichtig: „Die Fakten müssen auf den Tisch.“ Das erwarteten die Gläubigen zu Recht. Robert Zollitsch (84), Burgers Vorgänger von 2003 bis 2014, zuvor 20 Jahre als Domkapitular Personalchef von Erzbischof Oskar Saier und von 2008 bis 2014 Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, hatte im Herbst in einer Video-Aufzeichnung Fehler bei der Bewältigung der Missbrauchsfälle im Erzbistum eingeräumt und sich dafür entschuldigt.
Auch im einst zweitgrößten, inzwischen nur noch viertgrößten der 27 deutschen Bistümer hat sich im vergangenen Jahr die Zahl der Austritte vieler Gläubigen verstärkt fortgesetzt. Laut Erzbischof Burger sind 2022 zwischen Konstanz und Wertheim sowie von Breisach bis Sigmaringen rund 42.500 Menschen aus der katholischen Kirche ausgetreten, mutmaßlich so viele wie nie zuvor. Eingetreten sind im krassen Kontrast dazu im Erzbistum Freiburg lediglich 352 Menschen.