Badische Zeitung Rheinfelden, Wiesental, 09.01.2023

 

Das Schiff gelassen gesteuert

Pfarrer Hellmuth Wolff verabschiedet sich von seiner Kirchengemeinde in Zell. Sein Wirken habe dieser gutgetan, hieß es bei der Verabschiedung.

Zell „Ich will einfach nur danke sagen für die Zeit, die ich erleben und versuchen durfte, dieser Gemeinde ein Gesicht zu geben“, verabschiedete sich der evangelische Geistliche Hellmuth Wolff von seiner Kirchengemeinde, die er im November 2018 übernommen und nicht ganz so lange geleitet hat, wie er sich das beim Amtsantritt vornahm. Aus sechs Jahren wurden fünf, aber die hatten es in sich, wie bei Wolffs Verabschiedung am Sonntag von vielen Seiten zu hören war, nachdem Dekanin Bärbel Schäfer dem „Ruheständler“ im Rahmen des Gottesdienstes die Entlassungsurkunde der Kirchenleitung ausgehändigt hatte.
„Lieber Herr Wolff, es waren gute Jahre, die sie hier verbracht haben“, würdigte Schäfer Wolffs Arbeit. Er habe zahlreiche Konzepte entwickelt und deren Realisierung über Zells Grenzen hinausbegleitet und dabei viel zur Bewältigung großer Aufgaben beigetragen. „Dann kam Corona“, erinnerte die Dekanin an die Pandemie, die viele Pläne, auch die des Zeller Pfarrers, „durchkreuzt“ habe. Doch Wolff habe „das Schiff in stürmischer See gelassen, besonnen und sicher gesteuert.“ Nun verlasse er dieses Schiff. Aber er hinterlasse geordnete Verhältnisse. Die Kirchengemeinde soll in der vakanten Phase von einer „sozialen Dienstgruppe“ geleitet werden sollen. Darunter befinden sich ehemalige Pfarrer – unter anderem habe Hans-Joachim Demuth seine Dienste angeboten – und Seelsorger aus umliegenden Gemeinden des Kleinen und Oberen Wiesentals, allen voran Christine Würzberger (Schönau/Todtnau) sowie von Kirchenältesten wie dem Zeller Ratsvorsitzenden Markus Becker.
Markus Becker erinnerte an das Ende einer zehnjährigen Vakanz, das mit Wolffs Arbeitsbeginn eingeläutet wurde. Hellmuth Wolff sei „in unserer Gemeinde gleich sehr gut angekommen“. Unter anderem habe er Gottesdienste im Bürgerheim veranstaltet, die Renovierung der Kirche organisiert und begleitet, Gottesdienste mit seiner Gitarre gestaltet, wenn kein Organist zur Verfügung stand und schließlich Wege gefunden, wie während der Pandemie Gottesdienste abgehalten und Konfirmanden betreut werden konnten, ohne gegen die bestehenden Regeln und Auflagen zu verstoßen. „Unser Pfarrer hat neben der Bewältigung seiner eigentlichen Aufgaben viel mehr für unsere Gemeinde getan für ein gutes Miteinander gesorgt“, sagte Becker und fügte „im Namen aller Gemeindemitglieder“ hinzu: „Herzlichen Dank dafür.“
In geselliger Runde folgten im Gemeindesaal anschließend Episoden aus humorvollen Begegnungen mit Hellmuth Wolff gespickte Grußworte. Unter anderem mit dabei Hans-Joachim Demuth, Christine Würzberg, der Vorsitzende der Gemeindeversammlung Frank Hiepe, der Vorsitzende des Schönauer Kirchengemeinderates Ronald Kaminsky und Bürgermeister Peter Palme, der bekannte: „Als ich davon hörte, dass sie aufhören werden, habe ich einen Schreck bekommen.“ Er habe im ersten Moment gedacht, Wolff verlasse Zell wegen seiner Rede „zum strittigen Thema Wolf mit einem F“. Darin habe er darauf hingewiesen, „dass ein Wolf keinen geeigneten Lebensraum in unseren Wäldern findet und viel schlimmer: Lässt sich ein Wolf im Zeller Bergland nieder, werden wir ihn wieder vertreiben müssen.“ Das sei sehr unsensibel gewesen, schmunzelte der Bürgermeister und bat vorsorglich um Verzeihung, denn: „Bei allem Verständnis für ihre Entscheidung hätten wir sie gerne noch in unserer Kirchengemeinde behalten.“
Mit großer Freude habe er zur Kenntnis genommen, dass sich Wolff bereit erklärt habe, bei Engpässen in Zell auszuhelfen, sagte Palme, dem Hellmuth Wolff schmunzelnd entgegnete, dass ihm das auch deshalb nicht schwerfalle, weil Zell die erste Gemeinde gewesen sei, in der er alemannisch schwätze“ konnte. In den Gemeinden zuvor habe es immer „irgendwelche Fischköpfe“ gegeben, die mit Zwischenrufen kundtaten, dass sie ihn nicht verstehen würden.