Rhein-Neckar-Zeitung - Region Heidelberg, 24.12.2022

 

Muss es immer schneller, lauter, heller sein?

In Jugendgottesdienst standen die eigentlichen Werte der Adventszeit im Mittelpunkt

Sandhausen. (pau) Eine zuckende Lichterorgel und wild blickende Girlanden: Die Dreifaltigkeitskirche verwandelte sich zumindest optisch in eine Art Diskothek. Zum ökumenischen Jugendgottesdienst hatten sich die Organisatoren viel einfallen lassen, um dem Gemeindenachwuchs anschaulich zu erläutern, um was es in der Adventszeit eigentlich geht: um das Ankommen nämlich, um das Entschleunigen und Runterfahren.

Und selbstverständlich auch darum, Licht ins Dunkel zu bringen. Doch die kleine Kerze am Altar, sie ging in der Jahrmarktatmosphäre unter. Eine Tatsache, welche Gemeindereferentin Ulrike Keßler, die Pfarrer Mathias Turner und Lena Hupas sowie Diakon Daniel Horsch zu Bedenken geben wollten. „Was ist aus den Weihnachtsmärkten geworden? Muss es wirklich immer schneller, lauter, heller sein?“ Die Kirchbänke waren zum ungewöhnlichen Gottesdienst gut besetzt. Viele Jugendliche waren gekommen, es mischten sich aber auch ein paar Kinder mit ihren Eltern unter das Publikum. Interaktiv durfte an der Messe mitgewirkt werden. Per Handyumfrage wurde abgestimmt, was in der Vorweihnachtszeit die jungen Leute denn am meisten stresse. Neben dem Kauf der Geschenke nannten sie vor allem die Klassenarbeiten, die vor Weihnachten zuhauf geschrieben würden.

Im Rahmen eines kleinen Schauspiels gaben die vier Referenten Tipps zum Entspannen. Mal Musik hören oder ein Buch lesen. Die Bildschirmzeit reduzieren, sich mit Freunden treffen. Die Jugendlichen nannten außerdem Zocken – das würde helfen, dem Alltag zu entfliehen. Daneben wurde viel gesungen. Zum Beispiel: „Macht hoch die Tür“, von Christine Ebbinghaus an der Gitarre und ihrem Sohn Tim mit der Trompete musikalisch begleitet. Zur gesanglichen Unterstützung und auch ein bisschen zur Ermutigung sangen die Akteure des Chors lautstark mit. „Allen gestressten Menschen wollen wir sagen, was es mit Jesus und dessen Geburt, an die wir uns jedes Jahr erinnern, auf sich hat“, so Daniel Horsch. Die Textzeilen von „Mach dich auf und werde Licht“ gaben Aufschluss.

Im Verlauf des Abends wurden die Blinklichter reduziert und es konnte Ruhe ins Gotteshaus einkehren. Sinnbildlich sollte das den Jugendlichen das Rüstzeug zur Hand geben, um auch in ihrem Leben im Advent etwas aufzuräumen. „Sind unsere Augen von dem grellen Flackerlicht der Scheinwerfer geblendet? Und sind unsere Ohren mit dem Weihnachtsgedudel übervoll?“, frage Lena Hupas. Immer wieder wurden die Weihnachtsklassiker eingeblendet. Da durfte natürlich auch Whams „Last Christmas“ nicht fehlen. Dass Gott komme und eigentlich schon da sei, ohne bemerkt zu werden, das war die Quintessenz des Abends. Gemeinsam bastelten die Anwesenden Kerzen, die entzündet und später in die Nacht hinausgetragen wurden. „Advent bedeutet Vorfreude und Vorbereitung auf das große Fest“, so Hupas weiter und das sollte auch zelebriert werden. Es wurden Fürbitten gesprochen und gemeinsam meditiert. Die Pfarrer sprachen den Segen und es erklang das Lied „Feliz Navidad“. Mit Punsch und Lebkuchen versammelten sich alle vor dem Gotteshaus um eine Feuerschale. Hier konnte der Abend gemütlich ausklingen und das Erlebte in der Gemeinschaft verarbeitet werden.