BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN Karlsruhe, 23.12.2022

 

Chanukkah wird zum Treff der Religionen

Stefan Esser

Beim Lichterfest in Karlsruhe feiern Juden friedvoll gemeinsam mit Muslimen und Christen

Eine heitere und friedvolle Stimmung hat die Feier des jüdischen Lichterfestes auf dem Marktplatz begleitet. Umrahmt von den Buden des Weihnachtsmarktes und vor dem Hintergrund des alles überragenden Riesenrades, war der neunarmige Leuchter, die Chanukkia, aufgebaut. Mit wohlgesetzten Worten erinnerte Chabad-Rabbiner Mordechai Mendelson an das Ölwunder, welches sich vor 2.186 Jahren bei der Wiedereinweihung des zerstörten Tempels in Jerusalem ereignet hat. Das Licht der Menora sollte niemals mehr erlöschen. Doch das Öl war knapp, reichte für einen Tag. Am Ende brannte die Flamme aber acht Tage – so lange, bis neues geweihtes Öl bereit stand.

„Jeder von Euch ist ein Licht“, rief der Rabbiner den rund 200 Feiernden zu. „Wenn ich als katholischer Bürgermeister auf einem jüdischen Fest Grußworte spreche, zeigt dies, wie gut und friedvoll unterschiedliche Religionen miteinander feiern können“, sagte Bürgermeister Albert Käuflein (CDU) bei seiner Ansprache.

Auch die evangelische Landesbischöfin Heike Springhart war von der festlichen Stimmung begeistert und hob die Bedeutung des Lichtes in der längsten Nacht des Jahres hervor. Wenn jüdisches Leben mitten in der Stadt und nicht nur irgendwo draußen stattfindet, ist dies für die Landesbischöfin „ein gutes und wichtiges Zeichen“. Nachdem fünf Kerzen der Chanukkia brannten, animierten jüdische Lieder zum Tanz. Zu den Klängen der bekannten Lieder „Hava Nagila“ (Laßt uns glücklich sein) und „Hevena shalom alechem“ (Wir wollen Frieden für alle) machte ein großer Teil der fröhlich Feierenden die Kaiserstraße zum Tanzboden.

Weniger heiter, aber genauso stimmungsvoll wurde der vierte Tag Chanukka von der Jüdischen Kulturgemeinde gefeiert. Die Vorsitzende, Solange Rosenberg, begrüßte vor der Synagoge an der Knielinger Allee Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD). Er warb dafür, sich für die Inspiration des Ölwunders zu öffnen, ohne über die physikalischen Hintergründe zu sinnieren.

Auch bei dieser Feier zeigte sich das friedvolle Miteinander unterschiedlicher Religionen. Unter der Leitung von Kantor Asher Varon entzündeten Mentrup, der evangelische Stadtdekan Thomas Schalla, der stellvertretende katholische Stadtdekan Erhard Bechthold sowie ein Vertreter des Dachverbandes islamischer Vereine jeweils eines der Lichter an der Chanukkia.