Badische Zeitung Ortenau, 21.12.2022

 

In der Badischen Landeskirche endet die „Ära Roth“

Mit der Verabschiedung von Friedhelm Roth geht bei der Badischen Landeskirche eine Ära zu Ende.

Offenburg. Friedhelm Roth, Leiter des Verwaltungs- und Serviceamtes Ortenau des Evangelischen Dekanats Ortenau, wurde beim Gottesdienst am Sonntag in der Erlöserkirche in den Ruhestand verabschiedet. Nachfolgerinnen sind Simone Kleinhans und Eli Yacout. Friedhelm Roth habe im Badischen eine Epoche geprägt, würdigte Dekan Frank Wellhöner den scheidenden Mitarbeiter. Der Name Roth habe mit den Brüdern Friedhelm und Eberhard Roth, der vor fünf Jahren als Geschäftsführer im Verwaltungszweckverband Ortenau verabschiedet worden war, Spuren hinterlassen in Offenburg und der Ortenau. Der Name Roth spreche für Kompetenz und Qualität in allen Bereichen, die etwas mit kirchlicher Verwaltung zu tun haben und sei landauf landab hochgeschätzt. Nun, da beide Brüder im Ruhestand seien, könne man im Blick auf die ganze Badische Landeskirche tatsächlich vom Ende einer Ära sprechen. Begonnen hat Friedhelm Roth seine Laufbahn in der Kämmerei der Gemeinde Kippenheim. 1993 wechselte er nach Singen als Leiter des damaligen Kirchengemeindeamts. Schon drei Jahre später stellte er sich für ein Pilotprojekt der Badischen Landeskirche zur Verfügung: Die Zusammenlegung der Verwaltungsämter Singen und Konstanz zum ersten Verwaltungszweckverband. Das Projekt wurde schnell Standard in der Badischen Landeskirche. Nach kurzen Zwischenaufenthalten in Lörrach, Konstanz und Freiburg, wo er die Leitung der Kirchenverwaltung beim Stadtkirchenbezirk übernahm, wurde ihm am 1. Januar 2018 die Geschäftsführung beim Verwaltungs- und Serviceamt Ortenau übertragen. Eine vielseitige Aufgabenstellung, die Jahresrechnungen und Buchhaltung aller Kirchengemeinden im Bezirk Ortenau sowie die 46 evangelischen Kindertagesstätten mit insgesamt über 1200 Mitarbeitenden und einem Gesamthaushaltsvolumen von 42 Millionen Euro umfasst. Hinzu kommen 220 Gebäudeverwaltungen. Besonders habe das Herz Friedhelm Roths für die Kitas der evangelischen Kirchengemeinden in der Ortenau geschlagen.

Mit der Begleitung des Liegenschaftsprojektes im Rahmen des Strategieprozesses „ekiba 2023“ standen und steht bei kleiner werdenden finanziellen Spielräumen die Problematik im Mittelpunkt, wie die Botschaft Gottes in die Welt getragen werden kann. Wieder gab es große Herausforderungen zu bestehen. Die drei Dienststellen Lahr, Kehl und Offenburg wurden zusammengeführt und arbeiten seit 1. Februar 2020 unter einem Dach am zentralen Standort in Offenburg. Eine gewaltige Kraftanstrengung, besonders in der Coronazeit, die mit viel Fingerspitzengefühl zusammen mit rund 30 Mitarbeitenden vollbracht wurde, so Wellhöner. Zusammen mit Eli Yakout sei Friedhelm Roth ein hoch kompetenter und geschätzter Dialogpartner für die Kommunen gewesen, ob im Personal- oder Finanzwesen. Verwaltung habe Roth in ihrer dienenden Funktion definiert und das Dienen als etwas Positives empfunden. Dabei habe er immer klar zwischen Kirche und Verwaltung unterschieden, sich bewusst nie in die kirchlichen Aufgaben und Weichenstellungen eingemischt. Seine christlich-evangelische Herkunft habe er dabei aber nie verleugnet. Schon der Großvater, Laienprediger in Kippenheim-Weiler, habe Spuren in seiner evangelischen Sozialisation hinterlassen. „Ich hab’ kei Wort“, habe der Großvater zu sagen gepflegt, wenn er sich nicht ganz sicher gewesen sei. „Im übertragenen Sinn haben Sie, lieber Herr Roth, so ähnlich gehandelt“, nahm Wellhöner Bezug auf das Selbstverständnis seines geschätzten Mitarbeiters: „Ich bin sachkundiger und loyaler Begleiter und Berater, entscheiden müssen die Pfarrer und Pfarrerinnen und die Mitglieder kirchlichen Gremien.“ Das sei Friedhelm Roth fast 30 Jahre lang gewesen. Wellhöner überbrachte den Dank stellvertretend für die Kirchengemeinden und Kirchenbezirke, für die Kitas und die Mitarbeiter der Kirchenverwaltungen.

Für die Nachfolge Roths hat sich der Verwaltungsrat des Verwaltungszweckverbandes in Abstimmung mit der Landeskirche für die Einführung einer Doppelspitze entschieden. Dekan Rainer Becker als Vorsitzender des Verwaltungszweckverbands, führte Simone Kleinhans und Eli Yacout als Nachfolgerinnen ein. Mit der Zusage der beiden bisherigen Abteilungsleiterinnen sei die Kontinuität der Arbeit im Verwaltungs-und Serviceamt gewährleistet.