Südkurier Bad Säckingen, 20.12.2022

 

In Kirchen wird es Weihnachten frostig

Temperatursenkung wegen Energieknappheit Landeskirchen wollen, dass Gemeinden sparen SÜDKURIER-Umfrage zu den Gotteshäusern

VON JONATHAN NIEDERMAIER

Bad Säckingen – Die Temperaturen sinken und die Gasspeicher leeren sich. Die Energiekrise ist nicht beendet. Die Landeskirchen haben den Gemeinden nahegelegt: Temperatur runter, Licht aus. Decken und warmen Tee ausgeben. Wie sieht der Beitrag der Kirchen vor Ort beim Energiesparen aus?

Bad Säckingen und Murg

Die katholische Pfarrgemeinde in Bad Säckingen/Murg wird laut Dekan Peter Berg die Temperaturen in den Kirchen auf 13 Grad herunterfahren. „Wir werden nicht auf Wohnzimmer-Temperatur heizen können“, so der Peter Berg, aber unter 13 Grad wolle man nicht gehen. Als Vergleich: Zuvor seien die Kirchen auf 15 Grad temperiert gewesen, erinnert Berg. Also auch nicht gerade warm. Letztlich ist Energiesparen laut Berg immer eine Einzelfallentscheidung: Die Bauweise der Kirchen und die Verfassung von Orgeln oder anderen Instrumenten und Kunstwerken müssten mit einbezogen werden.

Die evangelische Kirche in Bad Säckingen möchte laut ihrem neuen Pfarrer Hans-Georg-Ulrichs möglichst energieeffizient haushalten. Die Kirchengemeinde hat als Energiesparmaßnahme die Außenbeleuchtung ausgestellt. Im Gotteshaus sorgen neue LED-Lichter dafür, Strom einzusparen. Die Kirche auskühlen lassen, möchte Ulrichs aber nicht. Die Leute sollten ordentlich Gottesdienst feiern können. Dafür habe es auch schon positive Rückmeldung gegeben: „Die Menschen sind dankbar, nicht frieren zu müssen“. Eine genau Gradzahl konnte er nicht sagen.

Hotzenwald

Die Katholische Kirche hat laut Pfarrer Bernhard Stahlberger, zuständig für die Katholiken in Rickenbach, Herrischried und Görwihl, ein klares Ziel. „Energie sparen, wo es nur geht“, heißt seine Devise. Grundsätzlich werden für die Pfarrgemeinden Hotzenwald die Kirchen an Wochentagen nur noch auf zehn Grad geheizt. Am Wochenende, wenn Gottesdienst ist, werde die Temperatur dann auf zwölf Grad hochgefahren. Damit jedoch nicht genug: Zum Energiesparen gehört für Stahlberger auch das Thema elektrisches Licht. „Wir haben die Beleuchtung in den Kirchen heruntergefahren, so gut es geht. In Görwihl zum Beispiel haben wir das Licht ab 21.45 Uhr komplett aus. Früher geht nicht wegen der Verkehrssicherheit.“

Laufenburg

Die evangelische Kirchengemeinde in Laufenburg hat ebenso von ihrer Landeskirche Empfehlungen zum Energiesparen bekommen. Regine Born gab dem SÜDKURIER die Auskunft, dass die Temperatur von früher 18 auf aktuell 16 Grad heruntergedreht wurde. Dafür hat die Laufenburger Kirche einen flüssigen Trost in Form von warmen Getränken anzubieten – immer dann, wenn sich jemand findet, der die Aufgabe übernimmt. Zusätzlich bietet die evangelische Kirche in Laufenburg ihren Besuchern auch Decken an.

Die katholische Pfarrgemeinde in Laufenburg geht es kühler an: Ihre Kirchen der Heilig-Geist Pfarrgemeinde Laufenburg und Albbruck werden nur minimal wärmer geheizt: Wie in den Hotzenwald-Kirchen sollen auch bei den Laufenburgern nur zwölf Grad auf dem Thermometer stehen. Die Kapellen bleiben kalt. Die Auskunft gab Pfarrsekretärin Antoinette Berger dem SÜDKURIER auf Anfrage.

„Wir werden nicht auf Wohnzimmer-Temperatur heizen können.“ Peter Berg, Katholische Pfarrgemeinde

Rund um das Energiesparen

Empfehlung der Erzdiözese: Laut Pressesprecher Marc Mudrak arbeitet die Erzdiözese Freiburg derzeit mit Nachdruck an einem ressourcenschonenden und nachhaltigen Umgang mit Energie. Das Ziel: „Auch über die aktuelle Energiekrise hinaus, Umwelt und Klima dauerhaft schützen.“ Gleichwohl seien die aktuell hohen Energiekosten natürlich auch ein Grund zum Energiesparen. Die erzbischöflichen Empfehlungen an die Pfarreien: Diese seien so gestaltet, „dass selbstverständlich an Orgeln, Kunstgegenständen und Kirchengebäuden auch im Hochschwarzwald keine Schäden auftreten sollen.“ Im Klartext zählt die Einzelfallentscheidung. Denn Fakt ist: Für die konkreten Umsetzungen der Energiesparmaßnahmen sind letztlich die jeweiligen Kirchengemeinden selbst zuständig. Geografische Unterschiede: „Die Heizungen im Schwarzwald müssen sicherlich früher eingeschaltet werden und länger laufen als am Bodensee oder in der Rheinebene“, erläutert der Pressesprecher aus Freiburg.

Einsparverordnung: Aufgrund der Energiekrise hat die Bundesregierung am 1. September 2022 eine „Energiesparverordnung“ erlassen. Diese, bis einschließlich Februar 2023 geltende Verordnung, regelt unter anderen die „Energieeinsparungsmaßnahmen im öffentlichen Gebäudebereich“ und betrifft auch die Kirchen. Das Erzbistum Freiburg gab seinen Kirchengemeinden zusätzliche Handlungsempfehlungen mit an die Hand, welche den Energieverbrauch langfristig senken sollen. Dabei geht es ihr unter anderem auch darum, den Anforderungen der Klimakrise zu begegnen.