90 Fälle in Baden erfasst
Karlsruhe (dpa). Bis die evangelischen Landeskirchen in Baden, Württemberg, der Pfalz und Bayern ihre gemeinsame Missbrauchs-Kommission auf den Weg bringen, dauert es noch eine Weile. Im Januar ist ein Gespräch mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs geplant, wie die badische Landesbischöfin Heike Springhart jüngst in Karlsruhe sagte. Dabei gehe es um das Konzept, das die vier Landeskirchen erarbeitet haben.
Erst wenn die Beauftragte der Bundesregierung, Kerstin Claus, zustimme, könnten die Mitglieder des Gremiums gesucht werden, sagte Springhart. Das sollten auf jeden Fall Betroffene sein, aber auch Experten und Kirchenfunktionäre. Repräsentiert werden solle die Kommission durch eine Person, die unabhängig von der Kirche ist.
Ursprünglich hatte die Kommission schon in diesem Jahr installiert werden sollen. „Ich fürchte, dass das noch eine Weile dauert“, sagte Springhart nun. Das liege an der Komplexität des Themas. Da müsse sensibel vorgegangen werden. „Die Kirche hat hier eine besondere Fallhöhe“, sagte die Landesbischöfin.
Dass die evangelischen Kirchen im Süden sich zusammentun wollen, begründete Springhart unter anderem mit unterschiedlichen Fallzahlen. Während in Baden mehr als 90 Fälle bekannt sind, seien es in der Pfalz beispielsweise gerade einmal 11. Völlig außer Frage stehe, dass es viel mehr sind – von denen bislang nur niemand wisse.
Im kommenden Frühjahr soll es nach Springharts Angaben ein Betroffenenforum geben, das schon länger mit der Pfalz angedacht sei. Dabei werde die Frage im Vordergrund stehen, was sich diese Menschen von der Kirche wünschen.