Seelsorgerin verlässt die Klinik
Ulrich PhilippBaden-Baden. Mit einem Gottesdienst der Evangelischen Paulusgemeinde ist am Sonntagnachmittag die Klinikseelsorgerin Mirjam Keim aus ihrem Dienst verabschiedet worden. Sechseinhalb Jahre lang hat sich die Pfarrerin hauptamtlich um die Betreuung von Kranken im Klinikum Balg gekümmert, jetzt wartet eine neue Aufgabe auf sie. Im kommenden Februar übernimmt Keim die Leitung der Friedensgemeinde in Baden-Oos.
Weggefährten gestalteten unter der Leitung der stellvertretenden Dekanin Ute Jäger-Fleming eine bewegende Messe, die musikalisch von der Harfinistin Ulrike Krone und Ben Schneider an der Orgel begleitet wurde. Die Ehrenamtlichen lasen Sätze von Patienten vor, die schilderten, was es für sie bedeutet besucht zu werden. „Es kommt ein Mensch, der mir seine Zeit schenkt, das ist sehr wertvoll“, hieß es an einer Stelle. Ein anderer kranker Mensch wurde zitiert mit den Worten: „Besuch kann eine wunderbare Abwechslung in meinem Alltag sein.“
Auch die Helfenden beschrieben ihre Haltung, wenn sie Kranke besuchen: „Ich will mich auf einen Menschen einlassen“, wurde erklärt und: „Ich zeige Interesse an seiner persönlichen Situation.“ Mirjam Keim sagte über ihre Arbeit: „Klinikseelsorge macht Mühe, vor allem nachts oder an den Wochenenden“, auch, weil man oft nicht wisse, wen man treffe. „Man muss seine Komfortzone verlassen“, so Keim weiter, „manchmal geht man dann jedoch gestärkt wieder, wenn man Halt geben konnte. Das ist unser Auftrag in dieser Zeit.“
Mit einem Handschlag wurde Keim dann von Ute Jäger-Fleming von ihren bisherigen Aufgaben entpflichtet. Beim anschließenden Stehempfang im Albert-Schweitzer-Saal ergriff Oberbürgermeister Dietmar Späth (parteilos) das Wort, der gemeinsam mit seiner Ehefrau seinen Antrittsbesuch in der Paulusgemeinde machte. Er wisse aus eigener Erfahrung, wie wichtig Klinikseelsorge sei, so der OB. Als Kind habe er nach einem Unfall lange Zeit in einem Krankenhaus bleiben müssen. „Ich weiß, wie einsam und verlassen man sich in solch einer Situation fühlen kann“, sagte Späth und fuhr fort: „Das ist ein ganz wichtiger Dienst, den Sie da hatten“, auch weil es heute mehr denn je notwendig sei, die Menschen in Frieden zusammenzubringen.
Heike Ullrich-Bunge, die kaufmännische Leiterin des Klinikums Mittelbaden in Balg und Bühl, würdigte Keims „bewundernswertes Engagement“, zu dem auch die Neugewinnung von Ehrenamtlichen gehörte – außerdem die Organisation von Schulungen, Ausflügen und Weihnachtsfeiern und vielem mehr. Ullrich-Bunge erinnerte daran, dass es Keim war, die den ehrenamtlichen Betreuungsdienst auf der Kinder- und Kinderintensivstation ins Leben gerufen hat, „wofür wir Ihnen von Herzen dankbar sind“. Der katholische Klinikseelsorger, Pfarrer Thomas Lenski, sagte anschließend an Keim gewandt: „Die Trauer über deinen Abschied hat mich lange beschäftigt. Von der wertvollen und bedeutenden, gemeinsamen Arbeit wird vieles bleiben. Du hast die Mitarbeiter und die Klinikseelsorge bereichert.“ Mit Beifall wurde seine Stellungnahme bedacht, nach der ihm klar geworden sei, „dass auch meine Kirche geweihte Frauen in den Ämtern braucht“.
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