Kindergartenbau in der Warteschleife
Der evangelische Kindergarten in Haagen sollte 2020 fertig sein, inzwischen fehlen in dem Stadtteil bereits 68 Kindergartenplätze
LÖRRACH. Der Mangel an Kitaplätzen in Lörrach ist nicht neu. Eine mögliche Abhilfe kann der Neubau des evangelischen Kindergartens in Haagen schaffen, doch dieser verzögert sich nach wie vor. Eigentlich war die Fertigstellung bereits für 2020 geplant – derzeit ist fraglich, wann das Projekt Platz im Haushalt findet. Durch den Verzug fehlen aktuell 68 Plätze im Ortsteil Haagen.Von Katharina Bartsch
Es ist ein Hin und Her, was den Neubau des evangelischen Kindergartens in Haagen betrifft. Dabei klang der Plan so smart: Das marode alte Gebäude wird abgerissen, der Kindergarten zieht übergangsweise in den neuen Kindergarten „Alte Schule“ an der Hauptstraße mit ein, bis der Neubau errichtet wurde. Doch diese Übergangslösung zieht sich mittlerweile seit zwei Jahren hin. Sollte der Neubau des evangelischen Kindergartens ursprünglich schon 2020 fertiggestellt sein, ist bis heute lediglich der Abriss des alten Gebäudes erfolgt, bezahlt von der Kirchengemeinde, die Träger des evangelischen Kindergartens ist. Das war Bedingung für den Neubau, da das Grundstück auch im Besitz der Kirchengemeinde ist, welche dieses an die Stadt auf Erbpacht zur Verfügung stellt.
Nun sind seit Oktober 2020 sowohl der Kindergarten „Alte Schule“ als auch der evangelische Kindergarten im Gebäude an der Röttler Straße untergebracht, erstere im Erdgeschoss, der evangelische Kindergarten in den oberen Räumlichkeiten. So war auch während der Corona-Pandemie größtenteils eine Trennung der beiden Einrichtungen gegeben. Dass das Gebäude aber grundsätzlich für eine Einrichtung geplant ist, macht sich an den Raumaufteilungen bemerkbar. Einen großen Essensraum mit Küche gibt es nur im Untergeschoss, der Bewegungsraum befindet sich hingegen oben. Diesen benutzt der evangelische Kindergarten aktuell fürs Frühstück und für das Mittagessen der Ganztagesgruppe – eine Notlösung. Im Außenbereich versucht man aneinander vorbei zu kommen, was jedoch gerade in der Corona-Zeit eine zeitliche Herausforderung war.
42 Plätze sind im evangelischen Kindergarten aktuell in zwei Gruppen – einer mit verlängerten Öffnungszeiten (VÖ) und einer Ganztagesgruppe – vorhanden. Die „Alte Schule“ ist momentan mit einer Ganztags-Krippengruppe mit zehn Plätzen und einer Ganztags-Kindergartengruppe mit 20 Plätzen in Betrieb. Ende Mai diesen Jahres hat die Kirchengemeinde Rötteln beim Umzug in das neue Gebäude einer dritten Gruppe zugestimmt, das Angebot in der Einrichtung mit kirchlichem Träger steigt damit auf 65 Plätze. Sobald die „Alte Schule“ beide Etagen nutzen kann, wird ihr Angebot um zwei Krippengruppen zu je zehn Plätzen und eine VÖ-Kindergartengruppe mit 25 Plätzen erweitert. Durch den Neubau steigt das Angebot insgesamt also um 68 Plätze – davon 20 im Ü3-Bereich und 48 im U3-Bereich, so die Auskunft der Stadt auf Nachfrage. Das sind Plätze, die allerdings schon dringend benötigt werden. Nicht nur im Wohngebiet Belist sind schon die ersten Familien angekommen und benötigen möglichst wohnortnahe Betreuungsplätze, auch geflüchtete Kinder sollen vor Ort integriert werden. Allein der evangelische Kindergarten hat aktuell eine Warteliste mit 40 Kindern und könnte seine Gruppen ein weiteres Mal füllen.
Eine endgültige Lösung ist aktuell jedoch noch nicht in Sicht. Eine zwischenzeitliche Idee, den Kindergarten durch Holzmodule der Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule aufzubauen, wurde aus wirtschaftlichen Gründen wieder verworfen. Auch ein Umzug in Räumlichkeiten im Ortsteil Hauingen wurde nicht umgesetzt, da dies nicht dem Standort und der Ortsnähe entsprechen hätte. Zuletzt war in der Beschlussvorlage vom Januar 2021 eine Fertigstellung frühestens im Dezember 2023, spätestens ein Jahr später geplant. Aktuell ist die Stelle im Fachbereich Hochbau nach dem Weggang der zuständigen Projektleiterin unbesetzt. Nun geht die Suche nach einer wirtschaftlichen, nachhaltigen und gleichzeitig organisatorisch tragbaren Lösung erneut los. Laut Beschlussvorlage vom Juli wird das Bauvorhaben „in die Prioritäten- und Projektliste“ eingearbeitet, für den Haushalt 2023 sind 300000 Euro Planungsrate von 4,3 Millionen Euro geplanten Gesamtkosten vorgesehen.
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