Bibbern beim Beten? Kirchen trotzen Winter-Kälte mit Ideenreichtum
Es wird kühler in den Gotteshäusern im Südwesten: Zehn Grad sollen vielerorts reichen / Das könnte am Ende etwas Gutes haben
Karlsruhe/Freiburg/Stuttgart (lsw) – Die Advents- und Weihnachtszeit dürfte in den Gotteshäusern im Südwesten nicht ganz so heimelig werden wie sonst. Angesichts der Energiekrise wegen des Ukraine-Kriegs müssen auch die Kirchen sparen.
Von der Temperatursenkung über Geräte-Optimierung bis hin zum Warmwasserstopp an Waschbecken – sie empfehlen ihren Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen, alle Gebäude auf Einsparpotenziale hin abzuklopfen und den Verbrauch konsequent zu reduzieren. Damit die Gläubigen nicht frieren müssen, gibt es eine Reihe von Ideen. Wolldecken und ein heißes Getränk gehören dazu, aber auch „Winterkirchen“ und Sitzheizungen.
Im Visier ist zudem der weihnachtliche Lichterglanz. Zwar setzt die Diözese Rottenburg-Stuttgart auf die Eigenverantwortlichkeit der Kirchengemeinden. Das Bischöfliche Ordinariat geht aber mit gutem Beispiel voran: „Der Weihnachtsbaum vor dem Ordinariatsgebäude wird ausschließlich vom 24. Dezember bis 6. Januar beleuchtet“, sagte eine Sprecherin. Die evangelische württembergische Landeskirche weist darauf hin, dass die Außenbeleuchtung an Gebäuden reduziert werden könne.
Die Einsparungen fordern ein Umdenken: „Das wird nicht ohne Veränderungen des Gewohnten gehen“, heißt es aus der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Dort wie bei der badischen Landeskirche setzt man auf „Winterkirchen“: Dabei wird der Gottesdienst nicht in der Kirche, sondern zum Beispiel im besser beheizbaren Gemeindehaus gefeiert. Die Heizung in der Kirche könne dann ausgeschaltet oder nur auf Grundtemperatur eingestellt werden. „Niedrige Temperaturen schaden der Orgel nicht, sofern die Luftfeuchtigkeit beachtet wird“, erläutert ein Sprecher. Gibt es keine Ausweichmöglichkeit, soll die Temperatur im Gotteshaus um mindestens drei bis vier Grad gesenkt werden. Die badische Landeskirche empfiehlt eine Temperatur zwischen zehn und zwölf Grad in Kirchen und 19 Grad für Gemeindehäuser. Sie ermutigt ihre Gemeinden außerdem, sich an der Aktion #wärmewinter der EKD und der Diakonie Deutschland zu beteiligen. Ziel der Aktion ist es, Räume der Begegnung mit niederschwelligen Kontaktmöglichkeiten zu schaffen.
Die württembergische Landeskirche regt an, weniger genutzte Gebäude im Winter stillzulegen. „Es sind aber auch Zusammenschlüsse mit anderen Partnern, örtlichen Vereinen, der kommunalen Gemeinde oder mehreren kleinen Kirchengemeinden denkbar“, heißt es in einem Ratgeber zum Energiesparen. Weitere Ideen: Kürzere Gottesdienste, kürzere Vorheizzeiten, weniger beheizte Sitzbänke, Mini-Solaranlagen und eigene Energieberater. Außerdem könnten von Gemeindemitgliedern warme Decken gespendet oder ein warmes Getränk nach dem Gottesdienst angeboten werden. Die Christuskirche in Stuttgart zum Beispiel hat ihre Mitglieder im Gemeindebrief aufgerufen, Häkel-, Woll- oder Couchdecken abzugeben.
Die Landeskirche könne Einsparungen nicht verordnen, sagt Kirchensprecher Dan Peter in Stuttgart. Die Kirchengemeinden seien eigenständige Körperschaften, die selbstständig wirtschafteten und über ihre Ausgaben entschieden.
Die Erzdiözese Freiburg probiert zudem Sitzbankheizungen und beheizte Kissen aus. „Ziel ist es, perspektivisch ganz weg von der Raumheizung hin zur effizienteren Umfeldheizung zu kommen.“ Bei der Beleuchtung wird ein Umstieg auf LED-Leuchten gefördert.