Beim Gottesdienst wird’s kühler
Kirchengemeinden in der Region überlegen, wie sie im Winter Strom und Gas sparen können / In Ihringen warmer Ort zum Spielen
BREISACH/Ihringen. Der Winter steht vor der Tür, und die Energiekosten steigen. Nicht nur Privathaushalte müssen den Gürtel enger schnallen, auch die Kirchengemeinden machen sich Gedanken darüber, wie sie im Winter Strom und Gas sparen können. Gerade Kirchen sind schwer zu beheizende Gebäude. In der Region gibt es unterschiedliche Ideen fürs Energiesparen.Von Louis Groß
Breisacher Münster„Uns ist sehr bewusst, wie wichtig das Energiesparen ist“, sagt der Breisacher Münsterpfarrer Werner Bauer – sowohl Tag für Tag im Privaten als auch im Leben der Pfarrei mit verschiedenen Konzepten. Die Gemeindeteams der Seelsorgeeinheit setzten das vor Ort sehr gut um. Konkret bedeute dies beispielsweise, dass Kirchen weniger beheizt würden. Auch bei Gottesdiensten sei die Temperatur wesentlich geringer als bisher, sagt der Pfarrer. „Wichtig ist neben der Energieeinsparung aber auch, dass das Raumklima nicht zu nachhaltigen Schäden am Gebäude, den Kunstwerken und den Orgeln führt, beispielsweise durch Frost.“ Gerade im Münster müsste dies besonders beachtet werden. Deshalb würden alle Kirchen im Frostschutzbetrieb beheizt. Die Kapellen dagegen blieben über die kalte Jahreszeit komplett geschlossen. „Das tut sehr weh, ist aber energiespartechnisch notwendig“, sagt Bauer. Insbesondere hinsichtlich der Weihnachtszeit werde auch die Beleuchtung an Krippen und Bäumen dosiert. An Festtagen erstrahle die Weihnachtsbeleuchtung in den Kirchen aber ganz bewusst. „Wir wollen ein Zeichen setzen, dass wir uns die Hoffnung und Glaubensfreude nicht nehmen lassen, trotz der von Putin geplanten Zermürbung unserer Gesellschaft und Werte“, sagt Bauer.
Evangelische Kirche BreisachAuch in der evangelischen Pfarrgemeinde in Breisach wird verantwortungsbewusst geheizt. „Mit den Kosten haben wir es noch gar nicht zu tun bekommen“, sagt Pfarrer Michael Hannemann. Durch die Corona-Pandemie sei man aber gewohnt, sich vorausschauender zu verhalten. Hannemann steht sonntagmorgens um sechs Uhr in der Kirche, um die Temperatur zu prüfen. „Je nach Bedarf schaue ich dann, ob ich hochfahre“, erzählt er. Während des Gottesdienstes sei die Kirche auf 16 Grad beheizt, außerhalb des Gottesdienstes auf 13 Grad.
„Es geht, weil die Leute auch oft im Mantel zur Kirche kommen. Außerdem gibt es eine messbare und eine atmosphärische Temperatur“, erklärt Hannemann. Er versuche deshalb, Veranstaltungen so zu führen, dass auch eine atmosphärische Wärme spürbar werde. Überlegungen, die Gottesdienste aufgrund der Energiepreise ausfallen zu lassen, gebe es keine. Gottesdienste im Gemeindesaal seien heiztechnisch zwar günstiger, Hannemann rechne aber damit, dass die Pandemie in der kalten Jahreszeit wieder anziehen werde. „Es ist immer ein Abwägen, aber im Saal ist die Infektionsgefahr einfach um einiges größer“, sagt er.
Evangelische Kirche in Ihringen Die evangelische Kirche in Ihringen hat für die Wintermonate einen Winterspielplatz ins Leben gerufen. Die Idee sei hierbei, monatlich bewusst einen warmen Ort anzubieten, an dem Kinder gemeinsam Spielen, Lesen und Malen können – damit würden Familien entlastet, erzählt Diakonin Miriam Tepel, die bei der Evangelischen Landeskirche Baden tätig ist. Etwa 60 Kinder mit Begleitpersonen haben laut Tepel das Angebot beim ersten Termin im Gemeindehaus wahrgenommen.
Landeskirche in BadenMiriam Tepel hat auch einen Überblick, wie andere Kirchen im Landkreis die aktuelle Situation bewältigen. Es sei den 33 Gemeinden ein großes Anliegen, einen Beitrag in der Energiekrise zu leisten. „Da Kirchen häufig energetisch schwierig zu beheizen sind, haben sich viele Gemeinden dazu entschieden, diese im Winter gar nicht zu beheizen“, sagt sie. Mehrheitlich würde eine Richttemperatur von 19 Grad in den kirchlichen Gebäuden nicht überschritten. Andere Gemeinden wichen auf Räume in Gemeindehäusern aus.
„Um den Menschen einen warmen Ort anzubieten, werden in manchen Gemeinden auch Decken und warme Getränke angeboten“, berichtet Tepel. „Wir sind uns als Kirche unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst und wägen daher sorgfältig ab, wie wir einerseits sparen und andererseits Sorge für andere tragen können“, sagt sie.
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