BADISCHE NEUESTE NACHRICHTEN - Brettener Nachrichten, 29.10.2022

 

Landesbischöfin macht Mut

Von unserer Mitarbeiterin Margrit Csiky

Bruchsal. Es war ein ganz besonderer Abend für die evangelischen Christen in Bruchsal: Auf Einladung des Kirchenbezirks Bretten-Bruchsal hat Heike Springhart, die erste Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Baden, die Kraichgaustadt besucht. Bei ihrem Vortrag in der Reihe „Kirche: woherwohin“ richtete sie den Blick nach vorn und ging unter anderem der Frage nach, wie Kirche in Zukunft aussehen kann.

Die Kirche befinde sich im Wandel, in der Spannung zwischen „vertrauter Heimat und verrückten Aufbrüchen“ zwischen „altvertrauten Liedern und peppigen Tönen mit Feuerzeugcharme“, so ihre Feststellung. Es gelte nun, die „notwendigen einschneidenden Entscheidungen“ kreativ zu gestalten und die Chancen in der Veränderung zu suchen. Weil man in Zukunft mit weniger Personal auskommen müsse, kündigte sie die Bildung von „multiprofessionellen Teams“ an, zu denen Hauptamtliche und Ehrenamtliche gehören, „so dass jeder seine besonderen Begabungen einbringen kann“. Wenn zukünftig weniger kirchliche Räume zur Verfügung stehen, müsse man sowohl Kirchen öffnen als auch kirchliche Themen in nicht-kirchliche Räume tragen. Davon verspricht sie sich sowohl Inspiration für die Kirchenarbeit, als auch intensivere Wirkung auf kirchenferne Menschen. Man werde sich aber bemühen, dass die Menschen trotzdem die Möglichkeit haben, „in erreichbarer Nähe Gottesdienste zu feiern, die sie trösten, erheben und im Herzen erreichen“, versprach die Erste Landesbischöfin. Auch wenn man über digitale Kirchengemeinschaften und mobile Formen der Kirche nachdenken müsse, dürfe man nicht vergessen, dass Kirchen „heilige Räume“ seien, die über sich selbst hinausweisen. Untersuchungen, die den zahlenmäßigen Rückgang der Kirchenmitglieder prognostizieren, „dürfen uns nicht lähmen im Schwung, das Evangelium mutig und fröhlich zum Strahlen zu bringen“, verbreitete sie Mut.

Im zweiten Teil des Abends stellte sich die seit April 2022 amtierende Bischöfin den Fragen der Zuhörer. Da war zu erfahren, dass nach ihrer Meinung „die Zeit von Gruppen und Kreisen“ vorbei sei. Deswegen müsse in der Kirchenarbeit eher projektbezogen gearbeitet werden. „Die Menschen sind heute eher bereit, sich zeitlich begrenzt für ein bestimmtes Ziel zu engagieren“, so ihre Erfahrung. „Welche Distanz ist zumutbar, um zu einem Gottesdienst zu kommen?“, wollte eine Frau wissen. Die Bischöfin antwortete mit einer Gegenfrage: „Wie weit müssen Sie fahren, um einen spezialisierten Arzt zu erreichen?“ Auf den Religionsunterricht angesprochen sagte sie: „Darin sehe ich eine Chance, nicht nur die Kinder, sondern auch deren Eltern zu erreichen. Ziel muss sein, die Kompetenz in Ritualen zu vermitteln.“

Auf die Zusammenlegung der evangelischen Kirche in Baden und in Württemberg angesprochen, antwortete sie: „Da sehe ich kaum Möglichkeiten, die Synodalkultur ist zu unterschiedlich.“