Wertheimer Zeitung, 25.10.2022

 

Bei viel Licht und Schatten neue Einblicke geben

Jubiläum: Wertheimer feiern am kommenden Freitag 500 Jahre Reformation - Dekanin Wibke Klomp und Pfarrer Uwe Sulger planen Großes

Von unserem Mitarbeiter MICHAEL GERINGHOFF

WERTHEIM. »Hier stehen wir - wir können anders« Wertheims Dekanin Wibke Klomp und ihr neuer Pfarrer Uwe Sulger planen Großes für 500 Jahre Reformationsjubiläum. Es kann auch das 499. oder vielleicht auch das 501. sein. So ganz genau lässt sich das für Wertheim nicht sagen.

So zumindest sieht es die Leiterin des Landesarchivs. Monika Schaupp spricht für Wertheim von einer fließenden Reformationsbewegung und hat Belege dafür, dass der Reformator selbst Wertheim das »exemplum optimum« (Paradebeispiel) für die Aufnahme des reformatorischen Gedankenguts genannt hat. Was fehlt, ist der akkurate Stichtag. »Macht fast gar nichts«, meint die Dekanin - dann könne man ja einfach öfter feiern.

Jährliche Fortsetzungen

Wenn es mit der Feier jetzt am Freitag, 28. Oktober, gut läuft, können sich die Wertheimer auf jährliche Fortsetzungen einstellen. Keine Wiederholungen. Dann wäre immer auch was Neues dabei, sagen Klomp und Sulger. Dass da was Aufsehenerregendes geht, das kann man als sicher annehmen, denn allein Uwe Sulgers Beitrag wird wohl einiges am konventionellen Bild der Kirche ändern.

Sulger hat die Phase strenger Coronabeschränkungen genutzt, um seinen privaten Horizont in unerwartete Regionen zu dehnen. Der Kirchenmann hat sich eine gut bestückte Barmixerausstattung angeschafft und engagiert vorzeigbare Fertigkeiten im Zusammenrühren, Mixen und Schütteln allerlei bunter Drinks erworben. Aus dem Gedächtnis mixe er mittlerweile ein breites Spektrum, berichtet der Pfarrer. »So richtig mit Alkohol? - In der Kirche?« Irgendwie musste diese Frage schließlich gestellt werden. »Selbstverständlich«, sagt er nur.

Nicht gekannte Atmosphäre

Der von ihm selbst bevorzugte Drink sei ein »Old fashioned«, sagt Sulger und zählt knapp die Zutaten auf. Jeder könne natürlich bestellen, was er wolle. Der Pfarrer nennt ein paar weitere Beispiele, die von fortgeschrittener Expertise zeugen. Auch das gehöre dazu, Kirche in anderem Licht erleben zu können, genau darum gehe es an diesem besonderen Abend, betont die Dekanin. Licht werde viel ausmachen, dem Kirchenraum eine nicht gekannte Atmosphäre geben und Dinge in den Vordergrund treten lassen, die den Besuchern im Alltag kaum augenfällig würden.

Unter anderem werde sie bei viel Licht und viel Schatten ganz neue Einblicke und Deutungen zu den Figuren im Altarraum geben. »Licht und Schatten zeigen, wo Gott ist - und wo der Teufel«, sagt sie. Ebenfalls nicht »normal Kirche« sind die Liegestühle, die einladen sollen, sich die bemalte Decke genauer anzuschauen. »Wir haben eine unglaubliche schöne Kirche, auf die wir sehr stolz sind. Das wollen wir auch zeigen«, sagt Klomp.

Im Halbstundentakt gibt es auch Klassisches. Die Turmbläser sind dabei, der Jugendchor, es gibt Orgelmusik - alles mit dem Bezirkskantor Carsten Wiedemann-Hohl, er wird auch das Halleluja für Chor und Gemeinde dirigieren. »Das wird sicher ein emotionaler Moment für alle werden«, hofft die Dekanin. Auch Stilleres und Privateres ist dabei. Einzelne und Paare können sich segnen lassen, sicher werde es alle möglichen Gespräche geben, auch Fürbitten, die die Themen der Zeit einschlössen. »Das, was die Leute uns zutragen, was sie von der Seele haben wollen«, sagt Klomp.

Wichtig ist ihr, dass die lange Nacht für alle sein soll, auch die Nicht-Kirchgänger und die Nicht-Christen. Es werde gewiss eine schöne und helle Angelegenheit. »Und bunt. Wir sind im Ausprobieren«, so Klomp. Die lange Nacht in der Stiftskirche startet am Freitag, 28. Oktober gegen 20 Uhr mit den Turmbläsern.

Das Ende ist offen, das vorgeplante Programm schließt gegen 23 Uhr.