Von Empowerment bis Klimagerechtigkeit
Von unserem Mitarbeiter Volker KnopfBeim Auftakt des Weltkirchentreffens tauschen sich Delegierte aus der ganzen Welt in Karlsruhe aus
Die Welt ist zu Gast in der Fächerstadt. Noch bis zum 8. September tritt die Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK) zusammen und macht Karlsruhe ein kleines Stückchen bunter. Rund 4.000 internationale Gäste, Delegierte, Teilnehmer und Pilger beleben die Stadt. Beim Auftakt am Mittwoch waren viele zwischen der Live-Bühne auf dem Marktplatz und dem zentralen Versammlungsort auf dem Festplatz unterwegs.
Nur alle acht Jahre trifft sich die globale Christenheit, das erste Mal überhaupt in Deutschland. Grund genug für Ulrike Rök, Teil davon zu sein, während sie am Friedrichsplatz in die Infobroschüre des ÖRK vertieft ist. „Ich möchte hier einiges erfahren: Wie steht die Kirche zum Krieg in der Ukraine? Wie positioniert sie sich in Umweltfragen?“, sagt die pensionierte Lehrerin. Und sie hat auch Kritik: „Wie die russisch-orthodoxe Kirche den Krieg in der Ukraine rechtfertigt, halte ich für empörend“, fügt die Frau aus dem Ortenaukreis hinzu.
Einen weiteren Weg hatte Gundula Awotula. Sie stammt aus Villingen-Schwenningen. Mit einer Gruppe von Radpilgern kam sie mit dem Velo. Dies sei natürlich ein Symbol für Klimaschutz. „Aber es geht auch um das gemeinsame Erleben auf dem Rad. Vielfalt in Gemeinschaft“, bringt die Kirchenmusikerin ihr Anliegen auf den Punkt. Je weiter man sich vom Marktplatz zum zentralen Austragungsort am Festplatz bewegt, desto internationaler wird das Publikum. Timothy Ravinder ist Bischof der Church of South India. Sein Thema: Anti-Rassismus und christlich-jüdischer Dialog. Von der Gastfreundschaft in Karlsruhe ist er begeistert. Aber er hatte es nicht anders erwartet. Einige Jahre lebte er im südbadischen Rheinfelden.
Eine richtige kleine Zeltstadt mit Themen-Pavillons führt hin zum ÖRK-Zentrum, im Hintergrund erklingt Jazz- und Klezmer-Live-Musik. Davor drei muntere Frauen, die sich das Empowerment von Frauen afrikanischer Herkunft zum Thema gemacht haben. „Es ist wichtig, dass wir sichtbar werden. Wir möchten gehört werden. Die Geschichte muss neu geschrieben werden – aus unserer Perspektive“, sagt Angelique Walker-Smith von der National Baptist Convention mit Emphase. Die Frau im farbenfrohen Kostüm ist eigens aus Washington angereist. Mutale Mulenga Kaunda aus Sambia stößt ins gleiche Horn. „Man darf uns nicht länger ignorieren. Wir brauchen eine Stimme. Hier können wir sie artikulieren.“
Einige Zelte weiter wird der Korea Peace Appell unterschrieben, während Jacklevyn Frits Manuputty von der „Communion of Churches in Indonesia“ seine wichtigsten Forderungen knapp auf den Punkt bringt: „gerechter Welthandel und Klimagerechtigkeit“. Monica Schaap Pierce von den „Christian Churches together“ ist aus Michigan (USA) angereist. „Es ist großartig, dass Kirche hier zusammenfindet. Wir möchten Zeuge dieser Einheit sein“, betont die Amerikanerin, die auch die Region sehen möchte. Das Schloss hat ihr gut gefallen, ebenso Baden-Baden.
Viele suchen den Dialog, die protestantischen Kirchen in Elsass und Lothringen, ebenso wie die Kindernothilfe, die unter dem Dach der Diakonischen Werks steht. „Kinder haben ein Recht auf Bildung und auf Schutz vor Gewalt“, sagt Jürgen Schübelin von der Organisation und fügt hinzu: „Wir haben damals mit Kinderpatenschaften in Indien begonnen. Hier vor Ort treffen wir viele Partner.“
Klimagerechtigkeit haben sich Wolfgang Löbnitz und Ulrike Schaich auf die Fahnen geschrieben. So steht es auf ihrer Flagge. Von Stuttgart aus sind sie auf dem ökumenischen Pilgerweg zur Vollversammlung losgelaufen. „Die Wende hin zu erneuerbaren Energien ist uns ein riesiges Anliegen“, sagt die 55-jährige Pfarrerin aus Reutlingen. Sie ist bei dem Treffen damit wohl in bester Gesellschaft.
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