Abschied von einer verdienten Kantorin
Kirchenchor und „Jubilate“ würdigten Gabi Bretzer
Wiesenbach. (ths) Auf eines legte die Kantorin des evangelischen Kirchen-chors und des Projektchors „Jubilate“, Gabi Bretzer, bei ihrer Verabschiedung im Abendgottesdienst weiterhin großen Wert: „Singen zum Lobe Gottes gehört zum Leben“, gab Pfarrerin Franziska Gnändinger nämlich bereits in ihrer Begrüßung vor.
Und an diese Vorgabe hielt sich die 64-Jährige, die vor 50 Jahren zum Gesang fand und als studierte Kirchenmusikerin 1980 den Dirigentenstab für den 1893 aus der Taufe gehobenen Kirchenchor übernahm. 20 Jahre später gründete sie einen Projektchor „mit dem Ziel, langfristig Chormusik im Ort zu ermöglichen sowie zusätzlich neueres Liedgut mit Schwung und Abwechslung zu realisieren“, erzählte die scheidende Kantorin der RNZ.
Anno 2005 erhielt dieses Ensemble anlässlich der Würdigung Bretzers für ihre 25-jährige Dirigententätigkeit auch seinen heutigen Namen. Denn die Chormitglieder sangen in dem damaligen Dankgottesdienst die Jazz-Motette „Jubilate“ des Mannheimer Landeskantors Johannes Michel nicht nur für die Dirigentin „mit einer derartigen Begeisterung“, dass man die Bezeichnung beibehielt. Seitdem tritt der „Jubilate“-Chor wie auch diesmal ohne Orgelbegleitung auf und setzt damit den Anspruch Bretzers um, dem „Chorklang besonders gut Geltung zu verschaffen“.
„Doch immer steht das geistliche Wort mit seinem möglichen interpretativen Ansatz im Zentrum der Kirchenmusik“, meinte die vor fünf Jahren aufgrund ihres langjährigen Engagements zur Kantorin ernannte, äußerst lebhaft wirkende Musikerin. Natürlich ebenfalls das „Lob Gottes und keine Möglichkeit, dabei zu klagen“ sowie das Gemeinschaftserlebnis, ergänzte die Pfarrerin in ihrer Verabschiedung. Gerade die Chorleitung sorge für den entsprechenden Wohlklang, betonte Gnändinger.
Sie hob dabei besonders das Lebenswerk Bretzers hervor, als sie die Kantorin „für den weiteren Lebensweg“ segnete und ihr einen Lutherbecher mit dem Hinweis überreichte, dass Martin Luther „als Liebhaber der Musik“ überhaupt erst den Gemeindegesang einführte. Die Pastorin ging nochmals auf den Wunsch Bretzers ein, die weiterhin die Orgel bedienen wolle, aber sich bereits 2019 entschloss, ihre Dirigententätigkeit zu beenden.
Der Bezirkskantor des evangelischen Kirchenbezirks Neckargemünd-Eberbach mit Dienstsitz an der Michaelskirche in Eberbach, der gebürtige Saarländer Andreas Fauß, ließ es sich in der Kirche nicht nehmen, die Orgel zu besetzen. Und so würdigte Gnändinger den Einsatz der Kantorin, mit der Südkoreanerin und studierten Klavier-Kammermusikerin Ana Cho eine junge Nachfolgerin aufzubauen und ihr obendrein eine intakte Chorgemeinschaft zu übergeben.
Zwar sangen nicht mehr rund 60 Kehlen wie anno 2010 in dem Kirchlein, welches übrigens 1370 erstmals erwähnt wurde. Aber immerhin kam die Schar gemeinsam noch auf die Hälfte. Das Schöne dabei: Die 15 Frauen und neun Männer des „Jubilate“-Projektchors erkannte man bereits an den einheitlich grünen T-Shirts.
Jene trugen auch die Vorsitzende Anja Pötzsch und „Jubilate“-Obmann Gernot Echner. Beide bedankten sich „für mehr als 1000 Singstunden“ über die lange Zeit hinweg, die die Corona-Pandemie jäh unterbrach, sodass jetzt erst eine Verabschiedung möglich gewesen sei. Zusätzlich gab es Urkunden von der Landeskirche sowie ein Fotobuch von den vielen Auftritten, Gottesdienstgestaltungen und den regelmäßigen Chorfahrten.
Überwältigt von den Geschenken und dem Klangerlebnis, was die Chöre umfangreich in der Abendmesse vermittelten, erwähnte Bretzer in ihrem Dank nochmals die „prägende Zeit“ sowie die Leistung und Qualität der beiden Gesangsgruppierungen. Sie hielt dabei „die Kirchenmusik als den Brückenbauer“, die es „immer weiter zu intensivieren“ gelte.