Dank an „Don Camillo von der Rheinau“
"Der Rheinauer Pfarrer", ja sogar "Don Camillo von der Rheinau" - vielfältig gelobt wurde Pfarrer Uwe Sulger, als er jetzt als Leiter der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinau offiziell verabschiedet wurde.Von Konstantin Groß
Es ist eine doppelte Symbolik: Der Leiter der Evangelischen Kirchengemeinde Rheinau wird verabschiedet in einem ökumenischen Gottesdienst im Rahmen des Stadtteilfestes. Das zeigt: Mit Uwe Sulger geht ein Pfarrer, der mitten im Leben des Stadtteils steht und Ökumene lebt.
Entsprechend ist das Zeremoniell besonders für einen solchen Anlass: Begrüßung, Schriftlesung und Predigt nehmen evangelische Geistliche gemeinsam mit ihrem katholischen Kollegen Lorenz Seiser vor, es erklingt das ursprünglich katholische „Großer Gott, wir loben Dich“.
„Wir müssen Dich gehen lassen“, sagt Sulgers Kollege Hansjörg Jörger vom Pfingstberg zu Beginn an diesen gewandt: „Ich weiß gar nicht, ob wir das alle wirklich schon so realisiert haben, dass Du in 14 Tagen nicht mehr in Mannheim tätig sein wirst. Auf jeden Fall wirst Du uns fehlen.“
„Sich auf den Weg zu machen, ist anstrengend“, bekennt dieser in seiner Abschiedspredigt: „Sich auf den Weg zu machen heißt, sich verabschieden, etwas abgeben, etwas verlieren, aber auch etwas gewinnen“, blickt er also auch erwartungsvoll auf seine neue Stelle in Wertheim.
Doch seine Worte offenbaren auch die Gründe für seinen Weggang: „Wir machen oft schnelle Pläne, aus Sachzwängen heraus“, spielt er auf die aktuelle Situation für die Gemeinde an und beklagt: „Wir machen Notwendigkeiten und Sachzwänge zu unserem Evangelium.“
Auch sein katholischer Kollege Seiser wird sehr grundsätzlich. „Wir Christen dürfen nicht so gebückt durch die Gegend laufen“, plädiert er für mehr Selbstbewusstsein auch ungeachtet des Zeitgeistes: „Wir müssen die Massenhysterie ertragen“, sagt er im Bewusstsein, für die Menschen weiterhin gebraucht zu werden: „Wenn wir nicht mehr sind - wer bildet dann den Segen?“
„Wer Dich kennt, der merkt schon, dass es Dich bewegt“, meint Dekan Ralph Hartmann, der die Verbundenheit Sulgers mit dem Stadtteil hervorhebt: „Du wolltest der Rheinauer Pfarrer sein.“ Dies sei ihm gelungen. „Wir wissen auch von Konflikten, die ihre Spuren hinterlassen haben“, äußert er sich aber auch zu den Gründen des Weggangs: „Das ist auch schon was, was nagt.“
„Wir sind traurig, dass Du uns verlässt, aber wir verstehen die Gründe“, sagt auch Stephan Hoffmann vom Ältestenkreis. „Danke für zwölf Jahre Ökumene“, stattet die katholische Gemeindereferentin Melanie Gutjahr ab, nach eigenen Worten die „bessere Hälfte“ dieses ökumenischen „Dream Team“.
Sulger war aber auch Notfall- und Polizeiseelsorger. Diesen schwierigen Dienst habe er zehn Jahre lang „bodenständig, herzlich und empathisch“ ausgeübt, attestiert Polizeivizepräsidentin Ulrike Schäfer.
Für die Vereine dankt der Vorsitzende der Dachorganisation, Andreas Schäfer, für die politische Gemeinde Stadtrat Thorsten Riehle. „Du bist nicht der geistig verklärte Pfarrer, sondern der, der mitten im Leben stand“, lobt Riehle. Ja, er zieht sogar den Vergleich zu einem berühmten Film-Pfarrer: „Ich will nicht sagen, dass ich mich mit Peppone vergleichen will, aber Du hast mich immer an Don Camillo erinnert.“
Zugleich macht der Kommunalpolitiker seine Erwartung an die Gemeinde deutlich: „Funktion der Kirche besteht darin, die Tore aufzumachen, die Menschen herein zu lassen, zu Begegnungen zu animieren“, betont er: „Und ich würde mir wünschen, dass diese Kirche hier auch weiterhin offen ist für alle Menschen, die Räume brauchen, die Begegnungen brauchen“ - auch dies Anspielung auf Diskussionen über den aktuellen Neubau.
„Deine Fußstapfen, die Du hinterlässt, sind riesengroß“, betont Riehle: „Ich bin mal sehr, sehr gespannt, wie das ausgefüllt werden wird. Da müssen alle mithelfen. Weil einen Uwe 2.0 wird es nicht geben.“