Glaube hat überall Platz, auch im Zoo und in der Elz
Abschiedsgottesdienst für Therese Wagner, die als evangelische Pfarrerin nach Heidelberg wechselt
Von Sylvia Sredniawa
WALDKIRCH-KOLLNAU. Therese Wagner, bislang Pfarrerin der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde und zuständig für Kollnau, Gutach und Simonswald, wurde am Sonntag verabschiedet. Nächste Lebensstation für sie und ihre Familie wird die Friedensgemeinde in Heidelberg-Handschuhsheim sein.
Vor acht Jahren kam die damals 31-jährige Pfarrerin nach Kollnau. Ihren Abschiedsgottesdienst begann sie ganz gemütlich im Sommersessel im Altarbereich sitzend und ließ sich gespielt unwillig von Pfarrer Keno Heyenga in den Gottesdienst abholen. Da musste zur Stärkung die Gemeinde ran und mit ihr zusammen ausatmend und Arme breitend ein langes „Ja“ in die Kirche rufen.
Mitmachen war stets ein Markenzeichen Wagners und sie animierte dazu. Aktiv ging es daher im Gottesdienst auch weiter: Ein junger Mann nahm vorn Platz und richtete seinen Rucksack. Wagner fragte: Wo willst du hin? Wann kommst du wieder? Mit wem triffst du dich? Das war der Anknüpfungspunkt für die Predigt über Abraham und seinen Auftrag, in ein Land zu gehen, das Gott ihm zeigt und dort ein Segen zu sein. Anders als Kinder, die von ihren Eltern mit den obigen Fragen konfrontiert werden, wenn sie aufbrechen wollen ins Neue, habe Abraham den Auftrag erst im Alter von 75 bekommen. Abraham-Biografien seien ihr in Kollnau bei vielen Menschen in der Gemeinde begegnet – manche waren aus freien Stücken aufgebrochen, andere wegen Vertreibung und Krieg, einige mit nicht viel mehr im Gepäck als dem Glauben. Die Kollnauer Kirche habe für sie auch baulich einen Ort versinnbildlicht, wo Menschen ihre Zelte aufschlagen. „Unsere Heimat ist das Wort – Gottes Wort.“ Jeder Aufbruch in neue Orte oder Lebensinhalte werde vom Vertrauen auf Gottes Nähe mitgetragen.
Einen Aufbruch wagte an diesem Nachmittag aber nicht nur die Pfarrerin, sondern auch Mirjam Kerscher. Sie wurde von der Pfarrerin im Amt der Kirchenältesten verpflichtet. Alt ist sie nicht wirklich, aber so heißt das wichtigste Kirchenamt unter den Laien bei der evangelischen Kirche eben. In Gemeinschaft mit der Pfarrperson, so hieß es, habe sie dafür zu sorgen, dass das Wort Gottes verkündet und das Gemeindeleben organisiert wird.
Die Entpflichtung von Wagner von der Pfarrstelle in Kollnau übernahm Keno Heyenga, stellvertretender Dekan im Kirchenbezirk Emmendingen. Therese Wagner habe in ihrer großen Flächengemeinde (rund 100 Quadratkilometer und 2000 Christen) viele Segensspuren hinterlassen. Mit ihrer fröhlichen, humorvollen Art sei sie als starke Frau, die zuhören kann, mutig vorangeschritten. Zu zweit seien sie und ihr Mann nach Kollnau gekommen – zu viert, mit zwei Kindern, gehen sie weg. Es war eine anspruchsvolle Zeit. Heyenga wünschte für Heidelberg Selbst- und Gottvertrauen und segnete sie.
Im Anschluss an den Gottesdienst folgten Grußworte. Kollnaus Ortsvorsteherin Gabi Schindler attestierte Wagner, sie habe über den seelsorgerischen Auftrag der Kirche hinaus im Ort gewirkt und mit überraschenden Ideen inspiriert. Ihr Abschied werde von Traurigkeit und Wehmut begleitet. Der katholische Pfarrer Thomas Braunstein (Waldkirch) erinnerte sich an Treffen vor der Schule, die ihn erfreut hätten („Wir sind gemeinsam unterwegs, um den Glauben zu verkünden.“) und ökumenisches Zusammenwirken. Pfarrer Rolf Paschke (Mittleres Elz- und Simonswäldertal) dankte für „geistdurchströmte Begegnungen“. Beide gaben Tipps aus eigener Erfahrung für Heidelberg mit, wo die evangelischen Christen in der Mehrheit sind. Und vielleicht etwas mehr (alt-)eingesessen.
Barbara Müller-Gärtner, evangelische Pfarrerin für Elzach und Oberprechtal, erwähnte ungewöhnliche Ereignisse wie den Zoogottesdienst, den Jesusbus und die Elztaufe. Wagner habe die Menschen gefragt: Was kannst du, was möchtest du einbringen?
Der Kirchengemeinderat hatte dann neben einer mit Elztal-Produkten gefüllten Umzugskiste noch eine besondere Überraschung: ein Abschiedslied mit Erinnerungen an Wagners Zeit in Kollnau und Wünschen für die Zukunft. Das sang die ganze Gemeinde, ehe Zeit für persönliche Abschiede war.