Streichliste für Kirchen und Personal
Evangelische Kirche arbeitet an Verkleinerung Es gibt weniger Pfarrer und weniger Immobilien Das kommt auf die evangelischen Christen zuSchwarzwald-Baar – Bleibt die Kirche im Dorf? Diese Frage treibt die evangelischen Christen im Schwarzwald-Baar-Kreis seit Monaten um. Antworten gibt jetzt der Bezirkskirchenrat des Kirchenbezirks Villingen. In einem Strategiepapier-Entwurf hat er gemeinsam mit Gemeindemitgliedern vor Ort einen Weg in die Zukunft entwickelt. Klar ist: Es wird weniger Pfarrer geben und so manches Gemeinde-Gebäude steht vor ungewissen Jahren. Dazu zählen etwa die Biesinger Kirche, das Markus-Gemeindezentrum in Villingen und die Kirche in Schonach.
„Ekiba 2032“ heißt der Veränderungsprozess, in dem die evangelische Landeskirche derzeit steckt. In Zeiten sinkender Zahlen von Gläubigen und knapperer Finanzen geht es darum, die Kirche zukunftsfit zu machen. „Jetzt geht es damit einen kräftigen Schritt weiter“, kündigt Dekan-Stellvertreter Peter Krech an.
Der Kirchenbezirk Villingen ist weitgehend deckungsgleich mit dem Schwarzwald-Baar-Kreis, abzüglich VS-Schwenningen, Tuningen, dafür zusätzlich Tennenbronn (Teilort von Schramberg). Dieser Kirchenbezirk wird künftig in drei großen Kooperationsräumen – Süd, Mitte und Nordwest – arbeiten. In diesen neuen Einheiten haben drei Ausschüsse nun fast ein Jahr lang besprochen, wie ihre Zukunft aussehen soll. Dabei gab es klare Vorgaben der Landeskirche: 30 Prozent der bisherigen Stellen müssen bis 2036 abgebaut werden.
Großes und emotionales Thema waren die Gebäude im Eigentum der jeweiligen Pfarrgemeinden. Die Gebäude mussten in drei Kategorien klassifiziert werden. Immobilien der grünen Kategorie werden von der Landeskirche kräftig unterstützt und sollen sogar klimaneutral ausgebaut werden, so Peter Krech. Rote Gebäude dagegen bekommen künftig nur noch Unterstützung für den Unterhalt, nicht aber für den Erhalt. Will heißen: Gehen Heizung oder Dach kaputt, muss die jeweilige Kirchengemeinde schauen, woher das Geld für die Reparatur kommt. Für Gebäude in der gelben Kategorie fällt die Entscheidung erst später.
„Dies bedeutet nicht, dass alles, was rot eingestuft ist, jetzt sofort verkauft werden muss“, stellt Evi Jobst, Vorsitzende der Bezirkssynode, jedoch klar. Die jeweiligen Kirchengemeinden, die Eigentümer sind, könnten darüber selbst entscheiden. Solange nichts kaputt geht, müsse sich nichts ändern. Eine Möglichkeit sei auch, zunächst die Standards zu reduzieren. „Zum Beispiel könnte eine Kirche nicht mehr jeden Sonntag oder auch nur noch im Sommer geöffnet werden, wenn die Heizung kaputt geht“, so Evi Jobst.
Doch was kommt nun genau auf die Gemeinden und ihre Gläubigen zu?
Der Kooperationsraum Süd umfasst die evangelischen Kirchengemeinden Donaueschingen, Bad Dürrheim, Hüfingen, Bräunlingen und Blumberg mit den Gemeinden in den Ortsteilen. 6,5 Pfarrstellen gibt es dort derzeit, 2036 sollen es noch 4,5 sein, die sich um dann geschätzt 8950 Gläubige kümmern. Als grün eingestuft wurden das Gemeindehaus Donaueschingen, die Donaueschinger Kirche, die Blumberger Kirche sowie das Bad Dürrheimer und das Oberbaldinger Gemeindehaus. Die Biesinger Kirche, das Gotteshaus in Bräunlingen sowie das Gemeindehaus in Blumberg sind rot eingestuft. Die beiden letztgenannten Gebäude sind bereits verkauft. Über die Zukunft der Kirchen in Hüfingen, Bad Dürrheim, Öfingen und Unterbaldingen wird später entschieden.
Zum Kooperationsraum Mitte gehören die drei Pfarrgemeinden der Kirchengemeinde Villingen. Die vier ehemaligen Stadtgemeinden haben sich 2020 zur Stadtgemeinde zusammengeschlossen, dazu kommen die Umlandgemeinden Jakobus rund um Niedereschach und Matthäus in den südlichen Ortsteilen sowie Brigachtal. Von den sieben Pfarrstellen sollen bis 2036 fünf übrig bleiben. Gerechnet wird mit 11.600 Gläubigen. Grün eingestuft sind die Johanneskirche samt Mesnerhaus, das Gemeindezentrum Niedereschach, die Versöhnungskirche Marbach, das Martin-Luther-Haus sowie das Petrus-Gemeindezentrum. Vor einer ungewissen Zukunft stehen die rot gekennzeichnete Kirche Unterkirnach, die Gemeindezentren Lukas und Markus sowie Dauchingen. In der gelben Gruppe finden sich das Gemeindezentrum Paulus sowie das Gemeindehaus Marbach.
Zum Kooperationsraum Nordwest gehören die Gemeinden St. Georgen-Tennenbronn, Triberg, Furtwangen, Mönchweiler, Weiler, Buchenberg und Königsfeld. Es handelt sich um den flächenmäßig weitaus größten Kooperationsraum mit weiten Wegen und vielen Gebäuden. Derzeit gibt es 7,5 Pfarrstellen, 2036 werden es laut Planung 5,5 sein. Sie werden sich um dann geschätzt 8800 Gläubige kümmern. Grün eingestufte Gebäude sind die Lorenzkirche St. Georgen sowie das Gemeindehaus, die Kirchen in Furtwangen, Triberg, Tennenbronn und Buchenberg sowie das Gemeindehaus in Mönchweiler. Rot gekennzeichnet sind das Jugendhaus Triberg, die Gemeindehäuser Furtwangen, Peterzell und Tennenbronn, das Gemeindezentrum Gütenbach sowie die Kirche in Schonach. Später entschieden wird über die Gemeindezentren Langenschiltach und Schönwald, die Kirchen in Mönchweiler, Vöhrenbach und Peterzell sowie das Ökumenische Zentrum St. Georgen.
Die Zukunftspläne liegen den Kirchengemeinden vor. Bis 16. Oktober haben sie nun Zeit für Rückmeldungen, bevor der Bezirkskirchenrat erneut zusammentritt. Am 7. Dezember will der Bezirkskirchenrat dann den Plan endgültig beschließen. „Wir sind uns sehr bewusst, dass das sehr schwere Entscheidungen für die einzelnen Kirchengemeinden sind“, sagt Peter Krech. Der Dekan-Stellvertreter hofft jedoch, dass das Zusammenrücken neue Kräfte freisetzen wird. Und auch ein wenig Hoffnung macht er noch: In der Landeskirche werde derzeit diskutiert, ob für ortsbildprägende alte Dorfkirchen ein anderes Vorgehen möglich sei.
Die Kindergärten
Die Badische Landeskirche will nach Angaben von Peter Krech weiter in der Kindergarten-Arbeit bleiben. Diese seien nicht Bestandteil des Zukunftskonzept. Dennoch könnte dieses die Arbeit mit dem Nachwuchs tangieren – wenn etwa ein Gemeindezentrum verkauft wird, in dem sich auch ein Kindergarten in evangelischer Trägerschaft befindet. „Da wird viel auszuhandeln sein“, so Peter Krech.
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