Umfrage: Demokratie gut, funktioniert aber in Deutschland schlecht
Neustrelitz/Freiburg (epd). Die Zufriedenheit mit der Funktionsfähigkeit der Demokratie ist in der Bevölkerung rückläufig. Dies ist das Ergebnis einer bundesweiten Studie, die die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) in Neustrelitz (Mecklenburg-Vorpommern) am Mittwoch online vorgestellt hat. Für die Studie befragte das Institut für Demoskopie in Allensbach (Kreis Konstanz) im Januar 2023 insgesamt 1.023 Personen ab 16 Jahren. Der Umfrage ging eine Vorstudie im Jahr 2021 voraus.
Laut der Umfrage halten 93 Prozent der Deutschen die Demokratie für eine gute Staatsform. Weniger überzeugt waren die Befragten davon, wie die Demokratie in Deutschland in der Praxis funktioniert. Nur 62 Prozent waren damit sehr zufrieden oder eher zufrieden. 2021 sagten dies noch 68 Prozent.
Große Unterschiede gab es in der Wahrnehmung von Problemen zwischen West- und Ostdeutschland. In Ostdeutschland meinten nur 37 Prozent der Befragten, dass die Demokratie sich als beste Staatsform bewährt habe. Ohnmachtsgefühle gegenüber dem Staat äußerten vor allem AFD-Wähler und Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Status.
Ziel des von der DSEE geförderten Monitorings «Demokratische Integration 2.0» ist es, die Einstellungen zur Demokratie der Bevölkerung längerfristig zu beobachten. Nach DSEE-Angaben ist dies die deutschlandweit einzige Untersuchung, die Einstellungen zur Demokratie und entsprechende Verhaltensweisen mit Strukturmerkmalen von Regionen zusammenbringt und Aussagen zu Trends auch für einzelne Regionen ermöglicht.
Mit den Ergebnissen sollen frühzeitig strukturpolitische Maßnahmen zur Förderung von Engagement und demokratischem Verhalten entwickelt werden. Die «Demokratische Integration» beschreibt Haltungen und Einstellungen zur Demokratie sowie freiwilliges Engagement und Wahlbeteiligung. Das Konzept wurde vom Sozialexperten Thomas Klie aus Freiburg mitentwickelt. «Nicht allein die Einstellung und Motivation der Bevölkerung sind maßgeblich. Auch die Lebensbedingungen haben einen Einfluss auf die Ergebnisse», erklärte der evangelische Theologe und langjährige Datenschutzbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Baden den Begriff.
Positiv auf das Vertrauen in demokratische Institutionen wirkt sich der Umfrage zufolge freiwilliges Engagement aus. Insbesondere Menschen mit einer festen, langfristigen Aufgabe oder einem Amt zeigten sich mit der Demokratie zufrieden. «Soziale Verantwortungsübernahme ist eine Bildungsaufgabe», schlussfolgerte Klie.