epd Landesdienste, 05.05.2023

 

Diakoneo fährt 2022 voraussichtlich deutliches Defizit ein

Neuendettelsau/Schwäbisch Hall (epd). Zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren wird das evangelische Sozialunternehmen Diakoneo, das auch Einrichtungen in Baden-Württemberg betreibt, einen negativen Jahresabschluss einfahren. Man rechne mit einem «deutlichen Defizit» für 2022, heißt es in einem internen Informationsschreiben an die Mitarbeitenden von Ende April. Diakoneo-Sprecher Markus Wagner bestätigte dem Evangelischen Pressedienst (epd) die finanzielle Situation. Auslöser dafür seien die zunehmend schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Sozial- und Gesundheitswesen.

Auch in diesem Jahr sieht es nicht viel besser aus, hieß es. Auch die Kennzahlen des ersten Quartals 2023 zeigten eine stark defizitäre Entwicklung. Genaue Zahlen kann das Sozialunternehmen noch nicht nennen, da die Prüfung durch die Wirtschaftsprüfer noch nicht abgeschlossen sei. Wichtig ist dem Unternehmen, dass es sich «nicht um eine finanzielle Schieflage» handelt. Diakoneo sei wirtschaftlich so stabil, auch eine Phase mit Verlusten zu verkraften. Die finanziellen Rahmenbedingungen aber müssten sich aber deutlich verbessern.

Der diakonische Konzern sieht dabei vor allem die Politik in der Pflicht - denn die Refinanzierung von Kliniken und anderen Angeboten in der Sozial- und Gesundheitsbranche seit Jahren schon nicht mehr ausreichend. Diakoneo handelt auch selbst: Der Vorstand habe am 28. April einen Instandhaltungs- und Investitionsstopp beschlossen, außer für sicherheitsrelevante Maßnahmen. Zudem gilt ein Einstellungsstopp - mit Ausnahme von Wiederbesetzungen freigewordener, refinanzierter Stellen wie etwa im Pflege- und Sozialbereich, hieß es.

Die wirtschaftlichen Probleme kommen für Diakoneo aktuell zu einer besonderen Unzeit. Ende März dieses Jahres hatte der kaufmännische Vorstand Dietmar Motzer das Unternehmen «aus persönlichen Gründen und im besten gegenseitigen Einvernehmen» verlassen. Er war seit 2016 in dieser Funktion bei Diakoneo tätig und habe maßgeblich die Fusion der beiden Diakoniewerke Neuendettelsau und Schwäbisch Hall zu Diakoneo 2019 mitgestaltet und mitverantwortet. Sein Vorstandsposten ist vom Einstellungsstopp nicht betroffen.

Das evangelische Sozialunternehmen Diakoneo ist aus einer Fusion der Diakonie Neuendettelsau und des Diakoniewerks Schwäbisch Hall entstanden. Es hat seinen Sitz im mittelfränkischen Neuendettelsau und ist mit rund 11.000 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz von rund 800 Millionen Euro einer der größten diakonischen Träger in Deutschland und der größte Süddeutschlands.