Konfirmation im Schloss
Fürstenkinder haben’s auch nicht leicht in der „guten alten Zeit“. Schon gar nicht bei ihrer Konfirmation. Stellen Sie sich vor, Sie befinden im Jahr 1837. Sie sind 15 Jahre alt und eine großherzogliche Prinzessin. So wie Alexandrine von Baden.
Ein Jahr lang hat sie Konfirmandenunterricht erhalten. Nun führt Großherzogin Sophie ihre Tochter zur Prüfung. Im Marmorsaal des Karlsruher Schlosses warten der Hofprediger und Repräsentanten der evangelischen Landeskirche. Auch der katholische Stadtgeistliche von Karlsruhe hat Stellung bezogen. Das „Ja“ der Prinzessin zum protestantischen Glauben geht schließlich alle an. Daher sind auch das Staatsministerium und der gesamte Hofstaat geladen. Eine 15-Jährige, die vor so großem Publikum „abgehört“ wird, kann schon nervös werden. Aber Alexandrine wahrt Disziplin. Kein Zittern, keine Versprecher. Etwas kleiner ist der Kreis, der zuschauen darf, als die Prinzessin in der Schlosskirche erstmals das Abendmahl einnimmt. Nun ist sie eine mündige Christin – und hat die Kindheit hinter sich gelassen. Ihr nächster großer Auftritt wird am Traualtar stattfinden.
Im Jahr 1941 beginnt auch für ihre Brüder Ludwig und Friedrich ein neuer Lebensabschnitt. Nach ihrer Konfirmation werden die 16 und 14 Jahre alten Prinzen „militärisch eingekleidet“ und zu Leutnants im Leibinfanterie-Regiment befördert.
Die Uniform – sie gehört beim Erwachsenwerden von Fürstensöhnen dazu. Erst recht nach der Reichsgründung. Daher ist Kaiser Wilhelm I. recht verschnupft darüber, dass 1873 eine Konfirmation im Hause Baden ganz ohne militärisches Zeremoniell stattfindet. Und das, obwohl es sich bei dem Konfirmanden um den badischen Thronfolger handelt. Noch dazu um einen Enkel des soldatisch denkenden Kaisers! Wilhelm I. versteht die Welt nicht mehr.
Auf Vorwürfe seines preußischen Schwiegervaters hin reagiert der Großherzog cool. Sein Sohn soll erst mal das Abitur machen, lässt er den obersten Kriegsherrn wissen. Nun hat der Kaiser eigentlich nichts gegen Bildung. Aber lernen kann man auch in Uniform! „Wir treten mit zehn Jahren in den Kriegerstand, während Dein Sohn bereits 16 zählt“, versucht Wilhelm I. es noch einmal. Es müsse doch ein „peinliches Gefühl“ für den Prinzen sein, „als konfirmiert unter allen Zeitgenossen immer in bürgerlicher Kleidung erscheinen zu müssen“. Umsonst. Erst zwei Jahre nach seiner Konfirmation wird der Erbgroßherzog von Baden in Uniform gesteckt. Und von seinem Opa höchstpersönlich auf dem Karlsruher Schlossplatz mit dem Schwarzen Adlerorden bedacht. Natürlich vor großem Publikum. Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich im Jahr 1873. Sie sind 18 Jahre alt und nun auch im preußischen Sinne erwachsen. Da bleibt nur eines: Disziplin wahren.
![]() |