epd Landesdienste, 07.03.2023

 

Erstmals mehr Kirchenaustritte als Sterbefälle - Evangelische Kirchen im Südwesten legen Mitgliederstatistik vor - (Zusammenfassung 1300, neu: Details)

Stuttgart/Karlsruhe (epd). Austritte und Sterbefälle haben die beiden evangelischen Landeskirchen im Südwesten im vergangenen Jahr erneut schrumpfen lassen. Sie sind um 2,5 Prozent kleiner geworden, wie die Landeskirchen am Dienstag in Stuttgart und Karlsruhe mitteilten. Die Zahl der Kirchenaustritte hat um rund 30 Prozent zugenommen.

So haben in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg 2022 knapp 32.800 Mitglieder ihren Austritt erklärt - das ist eine Steigerung im Vergleich zum Vorjahr um 28,5 Prozent. Die Zahl der Ausgetretenen lag erstmals höher als die der Sterbefälle (30.519). Schon 2021 war die Zahl derer, die sich von der württembergischen Landeskirche verabschiedet hatten, um 24 Prozent angestiegen. Ihr gehören nun noch gut 1,8 Millionen Menschen an. Die Zahl der Eintritte und Wiederaufnahmen in Württemberg ist im vergangenen Jahr zwar um fast 27 Prozent gewachsen, liegt aber in absoluten Zahlen nur bei rund 1.900 und ist damit weit entfernt von den Austrittszahlen.

In der badischen Landeskirche hat sich der Schrumpfungsprozess ebenfalls beschleunigt. Sie ist um 27.218 Mitglieder kleiner geworden und zählte Ende 2022 noch gut eine Million Mitglieder. Die Zahl der Austritte wuchs auf 22.149, das ist ein Plus von fast 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Es gab aber auch ein Mehr an Eintritten, die Zahl stieg um knapp 14 Prozent auf 1.165.

Der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Ernst-Wilhelm Gohl, sieht in den Austrittszahlen ein Indiz dafür, dass die Frage nach Gott und Kirchenmitgliedschaft nicht mehr wichtig zu sein scheine. Es bestehe andererseits die Chance, Ausgetretene wieder neu zu gewinnen und zurückzuholen. «Deshalb setzen wir in unserer Landeskirche ganz stark auf persönliche Kommunikation und Lebensbegleitung», sagte er.

Die badische Landeskirche reagiert mit einem Zukunftsprozess namens «ekiba 2032» auf die Entwicklung. Landesbischöfin Heike Springhart nannte es eine Stärke, «dass unsere Kirche und unsere Gemeinde unterschiedliche Grade von Nähe und Distanz zulässt». Das heiße aber auch umgekehrt, dass Kirchengemeinden nicht nur die Menschen im Blick haben sollten, die den Sonntagsgottesdienst besuchten, sagte sie.

Im bundesweiten Vergleich stehen die evangelischen Kirchen im Südwesten noch etwas besser da. Laut Statistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist die Zahl ihrer Mitglieder um 2,9 Prozent zurückgegangen, insgesamt waren Ende vergangenen Jahres noch 19,1 Millionen Menschen Mitglied einer Landeskirche.

Auch bundesweit übertraf im vergangenen Jahr die Zahl der Kirchenaustritte erstmals die Zahl der Sterbefälle. 380.000 Menschen traten aus der Kirche aus, 100.000 und damit gut 35,7 Prozent mehr als 2021. Die Zahl der Sterbefälle blieb mit 365.000 ungefähr auf dem Niveau des Vorjahrs. (0580/07.03.2023)

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