Raum für Körper und Seele
Vesperkirche öffnet wieder ihr Pforten in der Stadtkirche.
Helfer rechnen bei der Essensausgabe mit einer hohen Nachfrage.
Claudia Keller | Pforzheim
Mit einem ökumenischen Gottesdienst ist die 24. Pforzheimer Vesperkirche auf den Weg gebracht worden. Nach drei Jahren, in denen die Pandemie für Einschränkungen gesorgt hatte, genossen die Besucher in diesem Jahr wieder das gemeinsame Essen und die Begegnungen in der Stadtkirche.
Pfarrer Hans Gölz-Eisinger und Pastoralreferent Tobias Gfell begrüßten die Besucher des ökumenischen Gottesdienstes. Die Predigt hielt Pfarrer Andreas Schwarz, der sich auf das 33. Kapitel im zweiten Buch Mose bezog. „Siehe, es ist ein Raum bei mir“, zitierte er Worte aus der Bibel. „Es ist, als ob Gott das zu jedem und jeder hier im Raum sagt – und ihr habt es gehört und seid gekommen.“ Schwarz betonte, dass die für vier Wochen offene Kirche Raum für Körper und Seele sei.
Begleitet wurde der Gottesdienst durch den Motettenchor, die Projektkantorei und das erweiterte Bachorchester Pforzheim unter der Leitung von Landeskirchenmusikdirektor Kord Michaelis sowie mit Kirchenmusikdirektorin Heike Hastedt an der Orgel. Ergänzt wurde der musikalische Beitrag durch die Solisten Lea Lamparter (Sopran), Valerie Pfannkuch (Alt), Johannes Mayer (Tenor) und Florian Kontschak (Bass). Am Ende des Gottesdienstes versammelte Pfarrer Gölz-Eisinger die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vesperkirche vor dem Altar und segnete sie.
„Man hat schon im Gottesdienst die Gemeinschaft gespürt“, sagte Thomas Lutz, Vorstandsvorsitzender des Vereins Ökumenische Vesperkirche Pforzheim, kurz vor Beginn der Essensausgabe. „Wir freuen uns riesig, dass wir auch viele neue Helfer bekommen haben“, erklärte Elisabeth Schweizer vom Leitungsteam. Inzwischen habe man über 400 Adressen, die vor der Vesperkirche angeschrieben werden. „Es gibt eine natürliche Fluktuation unter den Helfern, aber das Erfreuliche ist, dass wir mehr Anfragen haben als Abgänge“, stellte Frank Johannes Lemke, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Ökumenische Vesperkirche, fest. An den Öffnungstagen bis zum 12. Februar werden jeweils etwa 50 Personen benötigt, um den gesamten Ablauf rund um die Ausgabe der Mahlzeiten sowie zum Packen der zusätzlichen Vespertüten mit Brot, Wurst und Käse zum Mitnehmen zu organisieren.
Neben den Mahlzeiten gehört zur Vesperkirche ein ergänzendes Angebot. Für die Gäste stehen täglich Seelsorger und Sozialarbeiter parat. Außerdem bieten jeweils am Montag drei Friseure ihre Dienste an, und am Montag, Mittwoch, Freitag und Sonntag sind abwechselnd acht Mediziner vor Ort. Dr. Peter Engeser übernahm den ersten Dienst und erwartete Patienten in der Sakristei mit einem Vorrat an Verbandsmitteln und Medikamenten, beispielsweise für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Man muss sich doch einbringen“, sagte er. „Die Zivilgesellschaft lebt vom Engagement.“
Viele bekannte Gesichter
Während die Bons für das Essen für einen Euro verkauft wurden, füllten sich die Plätze an den Tischen zusehends. „Es gibt hier viele bekannte Gesichter“, freute sich Gaby Schulz vom Leitungsteam. Es sei auch ein Treffpunkt für Leute, die man in der Suppenküche sonst nicht sehe. Sie berichtete, dass die Nachfrage in der Suppenküche, wo es in der Zeit zwischen den Vesperkirchen an drei Tagen in der Woche einfache Mahlzeiten gibt, deutlich gestiegen sei. Deshalb rechne man auch in der Vesperkirche mit einer erhöhten Nachfrage. Am ersten Tag wurden bei der Firma Goll aus Niefern 550 Essen bestellt. „Schnitzel ist ein Highlight“, so Schulz. Zwischenzeitlich gehören auch zehn bis 15 vegetarische Portionen zum Angebot. Schon nach kurzer Zeit bildete sich eine lange Schlange vor der Essensausgabe. „Genau so haben wir uns das gewünscht“, freute sich Schweizer über den regen Betrieb, der nach der Coronapause wieder uneingeschränkt möglich ist.
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